Pilgerfahrt mit Pfarrer Jakob Eder vom 4. - 10. September 2010 in die Schweiz zu Bruder Klaus (Niklaus v. Flüe), Kloster Einsiedeln, u.v.m.

1. Tag, Samstag, 4. September: Windischeschenbach - Parkstein – Insel Reichenau – Konstanz

Insel Reichenau am Bodensee

Die drei Kirchen des bereits im Jahr 724 gegründeten Klosters Reichenau gehören zu den wichtigsten Zeugnissen der Frühromanik in Deutschland.   

Die im Jahr 2000 von der UNESCO `geadelte´ Bodensee-Insel Reichenau blickt auf eine über 1300jährige Siedlungsgeschichte zurück. Kirchenmänner und Gelehrte, kunstsinnige Mönche, sowie Meister der Malerei und der Schmiedekunst haben den Ruf dieses Kleinods des Abendlandes in die ganze damals bekannte Welt getragen. Als wichtiges sichtbares Erbe sind heute die drei romanischen Kirchen geblieben: das Münster St. Maria und MarkusSt. Peter und Paul und St. Georg.

Das erste Reiseziel der Pilgergruppe Parkstein-Windischeschenbach mit 52 Pilger/innen, geführt von Ingrid und Manfred Riebl, war die Klosterinsel Reichenau im Bodensee - seit dem Jahr 2000 UNESCO Weltkulturerbe. Das Münster St. Maria und Markus in Mittelzell war die erste Kirche und zugleich Klosterkirche der Benediktiner auf der Insel Reichenau.

Führung im Münster St. Maria und Markus:

Konstanz

In der historischen Stadt Konstanz finden sich noch heute Zeugen aus weit über 2000 Jahren Zeitgeschichte. Von den Ufern erschließen sich vielfältige Blicke und Perspektiven über das Wasser auf die Alpen, den Säntis, den Hegau, den Schweizer Seerücken. Schon die privilegierte Lage der Stadt an genaugenommen drei Gewässern – dem Obersee, dem Überlinger See und dem Seerhein – macht Konstanz zu einem attraktiven Ferienziel.

Das Konstanzer Münster `Unserer lieben Frau´ ist eine Ende des 10. Jahrhunderts erbaute romanische Säulenbasilika.

2. Tag, Sonntag, 5. September: Bodensee – Rheinfall von Schaffhausen – St. Gallen – Flüeli-Ranft

Rheinfall von Schaffhausen

Der größte Wasserfall Europas, der Rheinfall von Schaffhausen, bietet ein imponierendes Naturschauspiel. Auf 150 Meter Breite stürzt der Rhein (vom Bodensee kommend) aus 23 Meter Höhe über die Felsen. Die durchschnittliche Abflußmenge beträgt 750 Kubikmeter pro Sekunde.

St. Gallen

Führung in Barockkathedrale und Stiftsbibliothek.

Wo heute die barocke Klosterkirche von St. Gallen steht, baute der irische Wandermönch Gallus im Jahre 612 für sich eine Einsiedlerzelle aus Holz. An seinem Grab gründete der alemannische Priester Otmar im Jahr 747 das erste Kloster nach den Regeln des heiligen Benedikt. Unter dem Schutz von Kaiser und Königen, geleitet von hochbegabten Äbten entwickelte es sich zu einem bedeutenden geistigen Zentrum des europäischen Abendlandes. 1983 zum Kulturdenkmal der UNSECO ernannt.

Flüeli im Kanton Obwalden

Am Abend erreichten die Pilger Flüeli-Ranft, wo der Hl. Bruder Klaus von 1417-1487 lebte - zuerst als Bauer und Ratsherr, später als Eremit in der Ranftschlucht. Der 1947 heiliggesprochene Mystiker und Friedensstifter ist der Schweizer Nationalheilige und Schutzherr zahlreicher Kirchen.

Flüeli-Kapelle:

Auf der Fluo (Felsen), von der das Geschlecht des Heiligen `von Flüe´ und der Ort `Flüeli´ den Namen herleiten, steht die Kapelle des heiligen Karl Borromäus. Sie wurde 1614-1618 erbaut. Die von Bruder Klaus 1482 gestiftete Kaplaneipfründe verlegte man vom Ranft aufs Flüeli. „Die Flüeli-Kapelle ist eine der interessantesten Kapellenbauten der Zentralschweiz“ (R. Durrer). Ihr wertvollster Schmuck sind die in Intarsienmanier gemalten Walmdecken im Schiff und Chor. 

In der Flüeli-Kapelle feierten wir nach unserer Ankunft am Sonntagabend einen eindrucksvollen Gottesdienst, in dem Pfarrer Jakob Eder in seiner Predigt die Pilger auf die Begegnung mit dem Hl. Niklaus von Flüe in der Ranft einstimmte.

3. Tag, Montag, 6. September:

Flüeli-Ranft – Begegnung mit Bruder Klaus

Besuch der Erinnerungsstätten in Flüeli und der Ranft, wo der hl. Niklaus als Bauer und später als Einsiedler lebte. Seine Heiligsprechung im Jahre 1947 hat seinen Namen weit über die Grenzen der Schweiz hinausgetragen.

Weg in die Ranft:

Schweigend waren die Pilger/innen auf dem Weg in die Ranft unterwegs.

Irmgard Wittmann (Steinreuth) und Erna Lukas (Döltsch) stimmten mit Gedanken von Bruder Klaus auf die Begegnung in der Ranft ein.

Die Ranftkapellen:

`Ranft´ ist ein altes Wort und bedeutet `Rand´. In der tiefen Schlucht der Melchaa wähnte man sich einst am Rand der Welt zu sein. Bruder Klaus zog sich in diese Abgeschiedenheit wenige Wochen nach seinem Weggang zurück.

In der Schlucht der Melchaa mit ihren Kapellen schwingt noch immer der Frieden und die Stille des Hl. Niklaus von Flüe.

Obere Ranftkapelle

Im Ranft baute sich Bruder Klaus Ende 1467 zuerst ein `cluselin´ aus Ästen, Holz und Laub. Seine Mitbürger, Freunde und Nachbarn errichteten dem Gottesmann schon im folgenden Jahr 1468 eine richtige Klause und eine Kapelle.

An die Rückseite der Kapelle ist die als Zelle bezeichnete Eremitenwohnung des Heiligen angelehnt. Dort verbrachte Bruder Klaus 20 Jahre seines Lebens ohne Essen und Trinken. Die Zelle hat ein Fenster in die Kapelle, mit Blick auf den Altar. Hier diente er Gott. Der Hauptinhalt seines geistlichen Lebens war die Betrachtung des Leidens Christi. Ende des Jahres 1481 wurde dieser Ort zum Mittelpunkt, als der Bund der Eidgenossen (der Schweizer) in einem Bürgerkrieg auseinanderzubrechen drohte. Bruder Klaus war der Friedensstifter. Darum ist diese Stätte heute ein besonderer Gebetsort.

Untere Ranftkapelle

Die wachsende Pilgerzahl machte 1501 den Bau einer weiteren Kapelle notwendig. Wohltäter bestritten die Kosten. Bei der Konsekration am 22. Juli 1504 erhielt das Gotteshaus die gleichen Patrone wie die obere Ranftkapelle. Der Bruder-Klausen-Biograph Eichorn nannte 1607, als es in Unterwalden noch keine barocken Gotteshäuser gab, diese Kapelle das schönste religiöse Bauwerk des Landes.

In der unteren Ranftkapelle nahmen wir die Steine, die wir im Fluß Melchaa gesammelt hatten, in die Hand. Ingrid Riebl erinnerte daran, daß diese Steine vielleicht schon Hunderte von Jahren in diesem Fluß gelegen seien. "Das Wasser dieses Flusses umspült sie - schmeichelnd und weich. Und trotzdem werden im Laufe der Zeit Kanten und Ecken des Steines vom Wasser abgeschliffen. So macht es auch Gott mit uns. Er ist immer um uns - in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir - aber weil er es gut mit uns meint, muß Gott auch von uns Ecken und Kanten abschleifen, ja uns vielleicht sogar eine andere Form geben - und dies kann manchmal ganz schön weh tun. ... Umschließen wir unseren Stein mit der Hand und denken wir daran, so wie der Stein in unserer Hand geborgen ist, so birgt auch Gott uns in seiner Hand."   

 

Geburtshaus des Hl. Niklaus in Flüeli

Der Heilige Bruder Klaus
Die Zeitgenossen sahen in Niklaus von Flüe (1417-1487) einen „lebendigen Heiligen“. Im Ranft war „Bruder Klaus“ gesucht als persönlicher Ratgeber und als Friedensstifter. Die Hochachtung und Verehrung überdauerte die Jahrhunderte und erlebte nochmals einen Aufschwung nach der Heiligsprechung durch die katholische Kirche im Jahr 1947. Heute sind dem Friedensheiligen Niklaus von Flüe in Europa, Amerika, Asien und Afrika zahlreiche Kirchen, Kapellen und Schulen geweiht.
Die ältesten Zeugnisse wurden schon in der Lebenszeit von Niklaus von Flüe und seiner Frau Dorothea aufgeschrieben. Ihr Bild veränderte sich im Lauf der Jahrhunderte, denn die Menschen beobachteten stets wieder anders. 

Ein merkwürdiger Heiliger, dieser Nikolaus von Flüe, werden manche Menschen sagen, ein Mann, der nach zwanzigjähriger glücklicher Ehe seine Frau und zehn Kinder verließ, um Gottes Ruf in die Einsamkeit zu folgen. `Merkwürdig´ im wahrsten Sinne des Wortes muß er wohl sein, denn sein Wirken für den Frieden geriet nie in Vergessenheit, obwohl er erst 460 Jahre nach seinem Tod, am 15. Mai 1947, durch Papst Pius XII. heiliggesprochen wurde.

Im Kanton Obwalden in der Schweiz lebte Nikolaus von Flüe von 1417 bis 1487 in einer schweren, unruhigen Zeit. Wie sein Vater wurde er Gebirgsbauer. Schon in jungen Jahren war er aber auch als Richter und Politiker erfolgreich, zunächst als Bürgermeister von Sachseln, später als Ständerat, Vertreter seines Kantons Obwalden bei der `Tagsatzung´ der Eidgenossenschaft. Gerechtigkeit spielte in seinem Leben eine große Rolle, aber auch die Zwiesprache mit Gott im Gebet war ihm von Kind an wichtig.

Wohnhaus des Hl. Niklaus in Flüeli

Bruder Klaus hatte mit seiner Frau Dorothea 10 Kinder, doch hat er aus Liebe zu Gott alles hinter sich gelassen und wurde zu einem Einsiedler. Er war einer der letzten großen Mystiker des Mittelalters.
 

Dorothea, seine Ehefrau, verstand, daß Nikolaus dem Ruf Gottes folgen mußte. Sie nähte ihm ein Büßergewand und erleichterte ihm den Abschied durch ihr Einverständnis. Nach kurzem Umherirren zeigte ihm Gott in einer Vision den Ort, wo er als Einsiedler leben sollte. Nicht weit entfernt vom Haus seiner Familie baute er sich in einer Schlucht - der Ranft - eine Hütte, wo er zwanzig Jahre lang arm und einfach lebte. Er schlief auf einer Holzbank, ein Stein war sein Kopfkissen. Zeitgenossen berichteten, daß er keine Nahrung zu sich nahm, außer der heiligen Kommunion.

Seine ganze Kraft setzte Nikolaus von Flüe für den Frieden ein. „Friede ist allwegen in Gott“, waren seine Worte. Viele Menschen suchten Rat bei ihm in ihren Streitigkeiten. Auch Politiker und Staatsmänner ließen sich von ihm beraten und ersparten so ihren Völkern kriegerische Auseinandersetzungen. Der wichtigste Friedensvertrag, der durch seine Vermittlung zustande kam, war der Friede zu Stans im Jahre 1471, der einen Bürgerkrieg der Eidgenossenschaft verhinderte.

Schon Jahre vorher hatten dankbare Menschen dem `Bruder Klaus´ - wie er genannt wird - eine Kapelle neben seine Klause gebaut. Er konnte durch eines seiner Fenster in die Kapelle hineinsehen, direkt auf den Altar.

Als Nikolaus von Flüe im Jahre 1487 gestorben war, trauerte man nicht nur in der Schweiz, auch im Stephansdom in Wien wurde ein Requiem gefeiert, und in Ungarn herrschte Landestrauer. Seitdem sind immer wieder Menschen in großer Zahl nach Sachseln zu seinem Grab gepilgert, um dort für den Frieden zu beten. 

Kloster Engelberg

Am Nachmittag war das Benediktinerkloster Engelberg mit der größten Kirchenorgel der Schweiz das Ziel - Interessante und detailgenaue Führung im Kloster und in der Klosterkirche Engelberg.

In der Schaukäserei des Klosters Engelberg konnten wir zusehen, wie Käsespezialitäten hergestellt werden (z.B. Engelberger Klosterglocke). Seit dem 12. Jahrhundert wird in Engelberg würziger Alpkäse hergestellt. Heute verarbeitet die Schaukäserei im Kloster Engelberg die gesunde, frische Bergmilch zu verschiedenen Käsespezialitäten. 
Im `Lädeli´ haben wir dann gleich zugeschlagen und diverese wohlschmeckende Käsesorten gekauft - Busfahrer Albert Wolf wird seine Freude mit dem `Gschmäckli´ im Bus haben. Anschließend saßen wir bei strahlendem Sonnenschein auf den Bänken vor der Schaukäserei und probierten gleich den Käse, bzw. labten uns an Cappuccino und Käsekuchen.

4. Tag, Dienstag, 7. September: Flüeli-Ranft – Sachseln

Sachseln

Eingebettet in eine herrliche Landschaft zwischen Bergen und dem Sarner See birgt Sachseln die Grabstätte des großen Schweizer Heiligen und Friedensstifters Nikolaus von der Flüe.

Ein von weitem sichtbares markantes Wahrzeichen des Dorfes Sachseln ist die 1672-84 erbaute Pfarr- und Wallfahrtskirche. Sie wird mit dem Grab des Hl. Niklaus von Flüe jedes Jahr von Tausenden von Pilgern aus dem In- und Ausland besucht.

Die Pilger durften am Grab des Hl. Niklaus Gottesdienst feiern, an dessen Ende sie mit einer Reliquie des Heiligen von Pfarrer Jakob Eder einzeln gesegnet wurden. Die mitgebrachten Steine aus der Melchaa wurden auf drei Reliquien auf den Altar mit dem Grab des Heiligen aufgelegt.

Der Bruder-Klausen-Rock
Im rechten Querschiff der Pfarr- und Wallfahrtskirche Sachseln ist in einem Glasschrank die dunkelbraune Kutte des Heiligen zur Verehrung ausgestellt. Nach der ununterbrochenen Überlieferung ist sie ohne Zweifel echt und wird seit 1610 in der Pfarrkirche aufbewahrt. Im Textilatelier des Schweizerischen Landesmuseums wurde der stark beschädigte Rock 1975 restauriert. Die Schäden rührten daher, daß man früher davon Stücke abschnitt, um sie Kranken aufzulegen, später durfte man den Stoff nur noch berühren. Eine andere braune Kutte wird in der Jesuitenkirche Luzern in einem Seitenaltar aufbewahrt. Für das Umtragen bei Prozessionen wurde eine maßgetreue Kopie hergestellt. 

Das Betrachtungsbild
Zwischen den linken Seitenaltären ist eine originalgetreue Kopie der Betrachtungstafel, früher irrtümlicherweise auch „Visionsbild“ genannt, angebracht. Die Leinwandtafel ist um 1475/80 gemalt und dem Eremiten im Ranft geschenkt worden. In diesem Bilde betrachtete Bruder Klaus das eine und dreifaltige, unermessliche Wesen Gottes. Er nannte das Bild „mein Buch“, worin er (als Analphabet) lerne und die Kunst der Glaubenslehre zu verstehen suche. Hauptbestandteil des Bildes sind die beiden Kreise in der Mitte: der innere mit dem Gottesantlitz und der äußere, der durch drei auslaufende und drei einlaufende Strahlen mit dem innern verbunden ist. Die sechs um die Kreise angeordneten Medaillons reden von den Großtaten der Liebe Gottes (von unten in der Mitte im Uhrzeigersinn): Verkündigung, Geburt Jesu, Schöpfung, Passion, Kreuzestod und Eucharistie. Die vier Ecken sind mit den Evangelistensymbolen ausgefüllt.      

Die Grabkapelle in Sachseln
Bruder Klaus wurde ursprünglich im Schiff der mittelalterlichen Kirche begraben. Eine Sandsteinplatte mit seinem Abbild deckte das Erdgrab. Im Jahre 1518 wurden die Gebeine an der gleichen Stelle in einer erhöhten Steintumba beigesetzt. Dadurch wurde das Bruder-Klausen-Grab zu einem religiösen Monument, zu einer Wallfahrtsstätte.
In der kleinen Grabkapelle befindet sich die Tumba mit den beiden alten Grabplatten und der Altar von 1579.
Die Grabkapelle wurde mehrfach erweitert, die Tumba behielt jeweils ihren Standort, nun liegt sie etwas eigenwillig links in der Grabkapelle.
Die frühere Grabplatte mußte dem neuen Eichensarg als Unterlage dienen; ihre abgeschliffene Skulptur ist heute kaum mehr erkennbar.
Die untere Grabplatte aus Sandstein ist die ursprüngliche Platte von 1487. Sie zeigt neben dem schwachen Abbild einer liegenden Figur auch mehrere tiefe, schalenartige Eindrücke. Der Volksmund spricht hier von Fußabdrücken. 
Im Jahre 1600 entstand durch einen Kapellenanbau ein freier Raum um die Tumba, der nach der Übertragung der Reliquien in die neue Kirche 1679 zu einer selbständigen Kapelle gemacht wurde. Ein später angebautes Beinhaus wurde 1878 mit der Grabkapelle zum heutigen Raum verschmolzen.

Zur Gestaltung des Innern seit 1977: Vorne links ist der Bezirk des alten Grabes mit der Tumba von 1518, die wegen des erhöhten Bodenniveaus wie versenkt erscheint. Als Altar dient die Tumba, die 1679-1934 in der Kirche stand. An der Ostwand hängt ein wertvoller gotischer Kruzifixus aus der Mitte des 14. Jhs., wahrscheinlich das Chorbogenkreuz der alten Kirche. Aus dem 19. Jh. ist ein Bruder-Klausen-Zyklus von Louis Niederberger angebracht. Die Votivbilder (gemalte Dankgebete) und die vielen silbernen Votivgaben sind Zeugen der Volksfrömmigkeit und der Wallfahrt zum Grab.    

Statue von Dorothea beim Kirchturm in Sachseln: Frau und Kinder nehmen Abschied von Bruder Klaus (geschaffen 1991 von Rolf Brem im Auftrag der katholischen Bäuerinnen der Schweiz)

Dorothea über ihr Leben mit Niklaus von Flüe:
„Er erzählte mir von Bildern, die sich ihm auftun und daraus er gerne lesen möchte, was Gott von ihm will. Diese Sprache Gottes war etwas Fremdes für mich, das merkte auch Nikolaus. Und er suchte die Einsamkeit und sprach immer weniger. Er stand auf zum Gebet, wenn wir alle im Bett waren. Oder er ging gleich längere Zeit zur Melcha hinunter. Dort wußte ihn niemand und ich fühlte es, daß er mit seinem Gott allein sein will.

Ich war nochmals in guter Hoffnung. Nikolaus aber konnte auch durch dieses keimende Leben in mir keinen inneren Frieden finden. Diese meine Hoffnung erfüllte sich nicht. Ganz im Gegenteil: Er wurde noch unruhiger, noch rastloser, noch leidender. Er sprach von Gottes reinigendem Sporn an ihm. Manchmal sah er aus, als ob er von einem Kampfe käme. Erleichterung und Angst gleichermaßen umfing mich, als er mich nach langer Zeit wieder mit meinem Namen ansprach und mir sagte, daß sein Ringen um einen Weg ein Ziel gefunden hat. Er müsse weggehen von uns, von dem Hof, er müsse Gott ganz dienen. Aber er könne nicht gehen ohne mein Ja-Wort. Er müsse mich ein zweitesmal darum bitten.

Gerade als wenn er mir es übergeben hätte: Jetzt befiel mich die Niedergedrücktheit, die Unruhe und die Suche nach der richtigen Entscheidung. Ich fühlte das Glück unserer Ehejahre zerrinnen, ich fühlte noch größere Einsamkeit, ich haderte mit seinem, mit meinem Gott, aber ich fühlte, daß mein Nikolaus nicht mehr daheim sein kann. Es treibt ihn weg von uns, manchmal konnte ich denken: Er treibt ihn weg! Es war eine unwiderstehliche Kraft, der ich mich dreinzugeben hatte, sonst würde mein Mann zerbrechen. Und ich sprach mein Ja.

Die Last einer schweren Entscheidung ist geringer als keine Entscheidung. Nach 20 Ehejahren hat sich Nikolaus am Gallustag von einem jeden von uns verabschiedet. Nur bekleidet mit einer Leinen-Kutte ging mein Nikolaus als `Bruder Klaus´ in Richtung Elsass zu den `Gottesfreunden´.

Viele Fragen wurden mir jetzt gestellt. Und ich traute meinen Ohren nicht, als mein Schwager Peter von unserer Alm kam mit der Nachricht, Klaus sei dort oben und läßt seinen Priester-Freund rufen, weil er seinen weiteren Weg nicht mehr weiß und weil es ihn nach nichts mehr zu essen und zu trinken verlange. Unerhört – nach so langem Ringen wieder die Ratlosigkeit!

Vier Strahlen am Himmel sollen ihn in den nahen Ranft schicken. Ein Bretterverschlag soll seine Bleibe sein. Ist das der richtige Platz, an dem er ganz Gott dienen kann? Ich verstand es nicht – aber es war so.

Bald sahen wir Menschen hinuntersteigen, auch Neugierige waren darunter, die den Mann ohne Speis und Trank sehen wollten. Die Neugierigen wurden weniger, die Ratsuchenden mehr. Die Dorfleute halfen, eine Klause zu bauen und bald eine Kapelle daran.

Ich habe mich am Gallustag von meinem Nikolaus für immer verabschiedet in Erdentagen. Werde ich es wagen, jetzt zu ihm hinunterzusteigen?

Obwohl der Weg zur Ranft kurz ist, für mich war es ein langer Weg, als ich zum erstenmal zu Bruder Klaus hinunterstieg. Ich wagte es, ebenso wie immer mehr Menschen aus nah und fern, seinen Rat zu holen.

Ich bin froh, daß ich es gewagt habe, denn dort unten merkte ich, daß mein Bruder Klaus seinen inneren Frieden gefunden hatte. Wenn im Flüeli oben die Einsamkeit an mir nagte, das Hadern mich überfiel, dann konnte ich jetzt an sein friedvolles Gesicht denken - das Gesicht, das ich zwei lange Jahre ganz anders erlebt hatte. Und ich durfte immer wieder Menschen begegnen, denen er einen Weg gewiesen oder einen Trost gegeben hatte. Manchmal ging ich zur Messe hinunter.

Unsere Söhne haderten viel länger als ich. Sie schlugen auch einen ganz anderen Weg ein als ihr Vater. Sie übernahmen zwar auch politische Ämter, füllten sie aber so aus, wie gar viele in dieser Zeit: Sie erlagen der Versuchung von Bestechung, Korruption und der Macht des Stärkeren.

Manchmal war es zum Zerreißen für mich. Aber der Weg in den Ranft und seine ruhigen, weisenden Worte und das Wissen um sein Gebet ließen mich dies alles ertragen.“

Bruder-Klausen-Weg (Visionenweg Sachseln–Flüeli): Der 1991 angelegte Weg führt von der Grabkapelle in Sachseln durch eine herrliche Landschaft zum Geburtshaus auf dem Flüeli. Sechs Wegzeichen, geschaffen von André Bucher in Genf, erinnern an Visionen von Bruder Klaus. 

Am Nachmittag wanderten viele unserer Pilger/innen auf dem `Visionenweg´ von Sachseln nach Flüeli.

5. Tag, Mittwoch, 8. September: Flüeli-Ranft – Vierwaldstätter See

Fahrt nach Luzern. Von dort mit dem Dampfschiff nach Vitznau; von Vitznau mit der
Zahnradbahn auf die Rigi Kulm.

Die schönsten Wege ins autofreie Wander- und Erholungsparadies auf 1800 m ü.M. führen per Schiff über den Vierwaldstättersee...
 

... und mit der Zahnradbahn in die Höhe. Die `Vitznau-Rigi-Bahn´ war die erste Bergbahn Europas.

Die Rigi liegt zwischen dem Vierwaldstättersee, dem Lauerzersee und dem Zugersee schön gelegen in der Zentralschweiz. Höchster Gipfel ist mit einer Höhe von 1798,2 m ist die Rigi-Kulm, ein beliebtes Ausflugsziel für Besucher und Einheimische. Die nächsthöheren Berge sind die Rigi-Hochflue (auch Hochfluh genannt), der Dossen, der Staffel, der Rotstock und nicht zu vergessen, die sich nach Süd-Ost anschließende Rigi-Scheidegg. Das Hotel und Aussichtsrestaurant auf Rigi Kulm lädt schon seit 1816 zum Verweilen ein.

Leider beeinträchtigte ausdauernder Regen die Fahrt mit dem Dampfschiff über den Vierwaldstätter See und die anschließende steile Auffahrt mit der Zahnradbahn zur Rigi-Kulm. Dichter Nebel (Sichtweite ca. 10 m) herrschte auf der Rigi - war also nichts mit der wunderschönen Aussicht.
Nach einem frugalen Mittagessen, das wir im Speisesaal des Rigi-Hotels, der einer kahlen Bahnhofswartehalle glich, einnahmen, fuhren wir frustriet den Berg wieder hinunter. Einzig die Häuser, die wegen des Steilwinkels der Bahn aussahen, als seien sie wie der schiefe Turm von Pisa dem Berg hinzu geneigt, sorgten für ein wenig Heiterkeit.

In Vitznau angekommen, fuhren wir weiter nach Küssnacht mit der `Hohlen Gasse´ und der Tellskapelle.

Wo einst Tell seinen Widersacher Gessler niederstreckte, liegt heute die friedliche Zentralschweizer Ferien- und Ausflugsgegend um Küssnacht am Rigi. Die Seebodenalp ist eine aussichtsreiche Terrasse auf halber Höhe zur `Königin der Berge´, der Rigi.

„Durch diese hohle Gasse muß er kommen, es führt kein andrer Weg nach Küssnacht“, rief der wackere Willhelm Tell und lauerte dem despotischen Landvogt Gessler, um ihn mit einem Pfeil aus seiner Armbrust zu töten. So entstammt die Geschichte Tells der Feder des Dichters Schiller. Mehr als 700 Jahre später ist die `Hohle Gasse´ ein lohnender, aber längst nicht mehr Furcht einflößender Spaziergang, der bis zur Gesslerburg führt. Im Informationspavillon zwischen Küssnacht am Rigi und Immensee wird die Geschichte rund um den Schweizer Nationalhelden erlebbar, sichtbar und hörbar. 

Weiterfahrt nach Luzern, das weltweit zu den meist besuchten Touristenstädten gehört.

Wenigstens beim Stadtrundgang im malerisch am See gelegenen Luzern mit Löwendenkmal, Kapellbrücke, Wasserturm, Nadelwehr und der Jesuitenkirche mit der Originalkutte von Bruder Klaus schloß der Himmel seine Schleusen.

Kloster Einsiedeln

6. Tag, Donnerstag, 9. September: Flüeli-Ranft – Einsiedeln

Fahrt nach Einsiedeln, dem bedeutendsten Marienwallfahrtsort der Schweiz.

Besichtigung der großartigen Anlage des Benediktinerklosters und der von den Gebrüdern Asam ausgestalteten Barockkirche mit der Gnadenkapelle am Ort der Einsiedelei des hl. Meinrad. Die Klosteranlage ist der größte und einer der schönsten Barockbauten der Schweiz.

Der letzte Tag führte zur Schwarzen Madonna von Einsiedeln. Das Benediktinerkloster Einsiedeln ist eine bedeutende Station auf dem Jakobsweg. Zentrales Bauwerk des Klosters ist die doppeltürmige Stiftskirche, welche als die bedeutendste Barockkirche der Schweiz gilt. Wer die Kirche betritt, erblickt vor sich die Marienkapelle aus schwarzem Marmor. Die Schwarze Madonna von Einsiedeln ist ein spätgotisches Gnadenbild aus der Mitte des 15. Jhs. Sie ersetzte das ursprünglich romanische Gnadenbild, welches beim Brand von 1465 zerstört wurde. Am 14. September 948 soll Christus in Begleitung von Heiligen und Engeln die Kapelle geweiht haben. Diese Legende bildete den Kern der einsetzenden Wallfahrt.

Mittelpunkt ist die Gnadenkapelle mit der Schwarzen Madonna

Am Anfang die Kapelle Meinrads
Die Geschichte der Gnadenkapelle geht bis auf den heiligen Meinrad zurück. Als die ersten Einsiedler vierzig Jahre nach seiner Ermordung im `Finstern Wald´ wieder Zellen errichteten, zimmerten sie über den Ruinen von seinem Altar eine Kapelle, die sie dem Erlöser weihten.
Der erste Abt, Eberhard von Nellenburg, baute daneben eine Kirche zu Ehren Marias und Mauritius, welche im August 948 feierlich eingeweiht wurde. Am darauffolgenden 14. September sollte dann auch die Erlöserkapelle geweiht werden.

Die Engelweihlegende
In der Nacht zuvor betete Bischof Konrad von Konstanz in der Kapelle und sah, wie Christus als Erlöser vom Himmel herabstieg und in einem violetten Meßgewand an den Altar trat. Die vier Evangelisten setzten ihm die Mitra auf, Engel schwangen das Rauchfaß und sangen unter Leitung von Erzengel Michael im Chor, während Petrus den Hirtenstab hielt. Viele Heilige wohnten der Meßfeier bei, in der Christus die Kapelle zu Ehren Marias, seiner Mutter, selber weihte.

Diese wunderschöne Geschichte macht den Wechsel von der Erlöser- zur Marienkapelle deutlich, der sich schon sehr früh vollzogen haben mußte. Der Ort wurde zum Gnadenort. Der 14. September wird als Fest der Engelweihe auch heute noch begangen. Am Abend erstrahlen die ganze Kirchenfront und die Gnadenkapelle festlich im Licht von vielen tausend Kerzen. 

Der Gottesdienst vor dem Gnadenbild der `Schwarzen Madonna´ mit Pilgerpfarrer Jakob Eder ergriff die Pilger bis ins Innerste. Das Lied „Zur Schwarzen Madonna“ wurde voll Inbrunst gesungen.

Diorama Betlehem Einsiedeln – Die größte Krippe der Welt
Die Weihnachtsgeschichte – von der Verkündigung an die Hirten, der Geburtsszene und der Ankunft der drei Könige bis zur Flucht nach Ägypten – dargestellt mit über 450 handgeschnitzten und orientalisch bekleideten Figuren in der naturgetreu nachgebildeten Gegend von Bethlehem. 

Anschließend führte uns ein humorvoller Pater durch das Kloster. Er erzählte uns von der Geschichte des Klosters, über Platz- und Fassadenarchitektur, und erklärte uns anschaulich das Innere der renovierten Barockkirche.
Eine anschließende DiaVision berichtete über das Leben der Mönche im Kloster.

In der Stiftsbibliothek zeigte er uns einen Atlas aus dem 18. Jahrhundert, in dem bereits Parkstein, Windischeschenbach, sowie weitere Heimatorte der Teilnehmer verzeichnet waren.

Zum Abschluß des festlichen Tages nahmen wir an der Vesper in der Klosterkirche teil.
Die gregorianischen Gesänge der 80 Benediktinermönche des Klosters endeten mit dem mehrstimmig gesungenen Salve Regina in der Gnadenkapelle.
Dieser Tag war ein einzigartiges und eindrückliches Erlebnis! 

7. Tag, Freitag, 10. September: Heimfahrt: Flüeli-Ranft – Parkstein, Windischeschenbach.

Eine wunderschöne, unvergeßliche Reise ist zu Ende. Der portugiesische Ausdruck `Saudate´ trifft unser Gefühl am besten: Wehmut darüber, daß etwas Wunderschönes vorbei ist, aber auch Dankbarkeit dafür, daß wir es erleben durften. 

Ingrid Riebl