Zweiter Brief an Timotheus, Kapitel 1, Vers 13
Ein Bibelkreis ist keine moderne Erscheinung, sondern hat eine lange Tradition, die bis in biblische Zeiten zurückgeht. Seit jeher wurden biblische Themen nicht nur in christlichen Gemeindestunden überdacht, sondern auch in kleineren Kreisen interessierter Zuhörer.
Als Beispiel kann der Einsatz des Apostel Paulus in der Stadt Ephesus herangezogen werden. Obgleich sich in Ephesus eine christliche Gemeinde befand, gab Paulus in den Räumlichkeiten der Tyrannus-Schule über einen Zeitraum von zwei Jahren täglich biblischen Unterricht. Dieser Bibelkreis bestand nicht nur aus Vorträgen von Paulus, sondern war auch eine Art Gesprächskreis, wobei sich die Teilnehmer miteinander unterredeten. Die positive Folge war, dass viele Menschen in der weiträumigen Umgebung das Wort Gottes hörten (siehe: Apostelgeschichte, Kapitel 19, Vers 9 und 10).
Ein solcher Bibelkreis war kein Einzelfall, sondern vielmehr eine Methode, die Paulus zielbewusst anwandte, indem er sowohl öffentlich als auch in häuslicher Umgebung über das Wort Gottes sprach (siehe: Apostelgeschichte, Kapitel 20, Vers 20). Sogar noch im hohen Alter, als er bereits in Rom wohnte – wo sich ja ebenfalls schon eine christliche Gemeinde befand – predigte und lehrte Paulus in seinem eigenen Haus (siehe: Apostelgeschichte, Kapitel 28, Vers 30 und 31).
Schließlich sei noch darauf hingewiesen, dass es nicht nur Paulus war, der auf diese Weise das Wort Gottes verbreitete. So nahm auch das Ehepaar Aquila und Priscilla einen Mann namens Apollos in ihr Haus auf, um mit ihm biblische Themen weiter zu vertiefen (siehe: Apostelgeschichte, Kapitel 18, Vers 24-28).
Ein Bibelkreis dient also dazu, biblische Themen gemeinsam zu erarbeiten. Oft braucht es eine gewisse Anlaufphase, bis jeder Teilnehmer den Mut bekommt, seine Fragen unbefangen zu stellen oder sich an der Betrachtung eines Themas zum Nutzen aller Anwesenden zu beteiligen. Das Ziel eines Bibelkreises ist es, die Bibel immer besser kennenzulernen und einen konkreten Gewinn für die Praxis des Glaubenslebens zu erhalten, damit schließlich aus Hörern Täter werden.
Dieses Ziel kann dann erreicht werden, wenn für jeden Teilnehmer klar ist, bzw. mit der Zeit deutlich wird, dass die Bibel – das Wort Gottes – der Maßstab ist. Die Bibel ist das Bild (oder: die Darstellung; das Muster) gesunder Worte, wie es der obige Vers sagt. Werden verschiedene Bibelstellen zu ein und demselben Thema nebeneinander gelegt, so erkennt man ein harmonisch zusammengefügtes Ganzes. Diese Harmonie und Ausgewogenheit in den biblischen Aussagen sind es, welche die Worte zu gesunden Worten machen: kein Teil steht im Widerspruch zum anderen; alles ergänzt sich in der Bibel in wunderschöner Weise. Wer also das Ganze im Auge behält erkennt das Bild gesunder Worte, von dem Paulus zu Timotheus spricht. Und dies setzt voraus, dass man die ganze Bibel als das Wort Gottes akzeptiert und kennenlernt.
Gleichzeitig macht der obige Vers aber auch deutlich, dass es praktische Konsequenzen hat, das Bild gesunder Worte festzuhalten. Es geht eben nicht nur um verstandesmäßigen Erkenntnisgewinn über interessante Themen. Das Bild gesunder Worte soll man nicht nur im Kopf behalten, sondern vor allen Dingen im Herzen bewahren. Daher verbindet Paulus das Bild gesunder Worte im obigen Vers direkt mit dem Glauben und der Liebe, die sich ganz konkret in meinem Verhalten zeigen sollen. Die Liebe zum Wort Gottes befähigt mich dazu, es treu zu bewahren – auch wenn es um mich herum anders geschieht. Der Glauben, der auf das Wort Gottes gegründet ist, ist kraftvoll und äußert sich in einem Tun und Lassen, das mit dem Wort Gottes in Übereinstimmung ist – auch wenn dies nicht mit den Prinzipien einer modernen Gesellschaft übereinstimmt.