Scheyerer Kreuz

1936

1936 wurden die bereits 1850 wegen einer in Schwand ausgebrochenen Milbenseuche aufgestellten drei Kreuze durch das „Scheuerer Kreuz“ – richtiger: „Scheyerer Kreuz“ ersetzt:
Max Haueisen, Onkel der Gebrüder Haueisen aus Schwand, war Pfarrer in der Pfarrei Hainsacker in der Nähe von Kallmünz. Zu seiner Pfarrei zählte auch eine kleine Ortschaft namens `Baiern´. Dort stand ein Kreuz, das von der Familie Scheuerer gepflegt und deshalb Scheuererkreuz genannt wurde.
Die vier Gebrüder Haueisen Josef, Max (junior), Baptist und Ignaz besuchten ihren Onkel öfters in Hainsacker und waren vom Scheuererkreuz so angetan, dass sie beschlossen, nach diesem Muster auch in Schwand ein solches Kreuz aufzustellen. Mit der Hilfe von Baptist Beßenreuther, der den Herrgott aus Eichenholz schnitzte, wurde die Idee im Jahr 1936 schließlich umgesetzt. Als Lohn bekam Beßenreuther 36 Reichsmark, einen Zentner Korn und einen Ster Holz. Alle anderen Arbeiten wurden von den Gebrüdern Haueisen, sowie von Karl Hösl, Josef Kreuzer, Bongratz Dagner, Johann Dagner, Josef Schrembs und Lorenz Melzner unter der Anleitung von Pfarrer Max Haueisen durchgeführt. Das Kreuz wurde am Karfreitag 1936 oberhalb des Haueisen-Hofes aufgestellt und durch Pfarrer Karl Scherm aus Parkstein geweiht.

Pfarrer Max Haueisen verstarb ein Jahr später  - 1937 – mit 58 Jahren. Zu seinen Ehren wurde der Kirchplatz in Hainsacker nach ihm benannt. Max Haueisen (junior) und Baptist Haueisen fielen 1940 bzw. 1942 im zweiten Weltkrieg. Ignaz Haueisen wurde später Pfarrer, er verstarb im Jahr 1997. (48)
Josef Haueisen (Bild rechts), Landwirt in Schwand, der letzte Zeitzeuge, verstarb im Jahr 2009.

1942

Der Zahn der Zeit nagte allerdings arg an dem „Scheyerer Kreuz“, und so sah man sich veranlasst, 1942 das Kruzifix zu renovieren. (5)

1962

Bis 1962 wurde das „Scheyerer Kreuz“ von der Familie Haueisen gepflegt. Durch den Abbau von Kies, der für die Straße von Schwand nach Parkstein benötigt wurde, musste das Kreuz, das bereits völlig verwittert war, entfernt werden. (48)

1979

Im Jahr 1979 beschloss die Dorfgemeinschaft Schwand unter Leitung von Franz Zimmerer ein neues „Scheyerer Kreuz“ nach dem Vorbild eines Photos des ursprünglichen Kreuzes zu errichten und unter der Linde am Ortseingang aufzustellen. (48)

1980

Am Samstag, 10. Mai 1980, erfolgte die Segnung des neuen „Scheyerer Kreuzes“ (der aus Eiche geschnitzte Herrgott stammt noch vom früheren Kreuz) im Rahmen einer Maiandacht durch Geistlichen Rat Pfarrer Andreas Greger aus Parkstein. Seit dieser Zeit obliegt die Pflege des Kreuzes den Bürgern der Ortsgemeinschaft Schwand. (48)

Einladung von Ortsvorsitzendem Franz Zimmerer am 5. Mai 1980:
In der Ortschaft Schwand wurde das von der Witterung zerstörte „Scheyerer Kreuz“, das unter Denkmalschutz stand, von den Bürgern der Ortschaft Schwand neu erbaut. Aus diesem Anlaß wird am kommenden Samstag, den 10. Mai 1980, um 20.00 Uhr dieses Kreuz im Rahmen einer Maiandacht durch Geistl. Rat, Pfarrer Andreas Greger, geweiht.
Anschließend treffen sich die Bürgerinnen und Bürger der Ortschaft Schwand mit ihren Gästen in der Gastwirtschaft Melzner in Schwand zu einem Essen mit gemütlichem Beisammensein. Es ergeht herzliche Einladung, insbesondere an unsere liebe Jugend. (5)

Der neue Tag, Samstag, 10. Mai 1980
„Attraktion in Schwand: „Scheyerer-Kreuz“ - Vorbildliche Dorfgemeinschaft: Alle halfen mit - Am Samstag Maiandacht mit Segnung.
Schon viel Erfreuliches gab es über die vorbildliche Dorfgemeinschaft in der kleinen Ortschaft am Fuße des Parksteiner Basaltkegels, zu berichten. Ein weiterer Stolz des Dorfes mit Gemeinderat Franz Zimmerer an der Spitze ist seit einigen Tagen ein am Ortseingang stehendes „Scheyerer-Kreuz“ mit Doppelbalken und Marterwerkzeugen, das es in ganz Bayern nur noch einmal gibt (in Niederbayern).
Als 1850 in Schwand die Milbenseuche ausgebrochen war, stellten die Bürger drei Kreuze auf. 1935 wurden diese durch das „Scheye­rer-Kreuz“ ersetzt. Initiator war der Bürger Max Haueisen ... Noch im gleichen Jahr wurde diese kostbare Seltenheit unter Denkmalschutz ge­stellt.
Der Zahn der Zeit nagte allerdings arg an diesem Kreuz, und so sah man sich veranlaßt, 1942 das Kruzifix zu renovieren. 1964 brach aber das Kreuz ganz zusammen und ver­schwand von seinem Standort, nördlich des Ortseinganges in Richtung Altenparkstein.
In den monatlichen Zusammenkünften der Dorfgemeinschaft werden neben aktuellen Dorfproblemen auch alte Bräuche ausgegra­ben, und man erinnerte sich der vielen früheren Totenbretter und Feldkreuze, die heute nicht mehr vorhanden sind. Die Sprache kam auch auf das besagte Kreuz, dem die Schwander immer respektvoll begegnet sind. Die Fa­milie Haueisen überraschte dann die Gemeinschaft mit noch vorhandenen Bildern dieses Kreuzes, und sie besaß auch noch den aus Eiche geschnitzten Herrgott. Die Dorfgemein­schaft, allen voran Zimmerer, legten kräftig Hand an und ahmten das neue Kreuz naturge­treu nach.
Eine Woche lang arbeitete man an dem 5,20 Meter hohen Kreuz aus Lärchenholz und stell­te noch eine Mutter Gottes dazu. Im oberen Bereich befindet sich unter dem Kupferdach ein Mond, darunter sind zwei Würfel zum Aus­losen der Kreuzigung und die verschiedenen Folterwerkzeuge wie Schwert, Speer, Peit­sche, Lanze, Hypsostangl und dazu Trinkbe­cher und Schweißtuch angebracht. Rund um das Kreuz, das zusätzlich jetzt auch noch die Mutter Gottes ziert, legten die Schwander ei­nen Rosengarten an, und Zimmerer fertigte in seiner Werkstatt einen Zaun.
Das neue „Scheyerer Kreuz“ kostete der Dorfgemeinschaft eine schöne Stange Geld, doch hofft man einige Zuschüsse dafür zu be­kommen. Das Kreuz steht weiter unter Denk­malschutz und ist eine Attraktion für die Ortschaft; für Liebhaber dürfte dieses Kreuz eine Seltenheit und Rarität zugleich sein.
Geistlicher Rat Andreas Greger wird am Samstag um 20 Uhr im Rahmen einer Maian­dacht dem Kreuz den kirchlichen Segen ge­ben. Anschließend trifft sich die Dorfgemein­schaft mit den Gästen im Gasthaus Melzner zu einem gemütlichen Beisammensein.“ (5) 

Beschriftung:

Dieses Scheyerer Kreuz wurde unter maßgebender Mitwirkung des Ortsführers Franz Zimmerer (er gab auch die Anregung dazu) und mit beispielhaftem Zusammenwirken aller Ortsbewohner im Frühjahr 1980 errichtet, der Platz geschmückt und bei einem Abendgottesdienst feierlich vom Pfarrer Andreas Greger geweiht. (5)


Der neue Tag, Samstag, 14. Mai 1980
„Auf einer kleinen Anhöhe neben dem Anwesen Haueisen und im Schatten einer über 200jährigen Linde versammelten sich am Samstag die Einwohner der kleinen Ortschaft Schwand mit Franz Zimmerer und vielen Gästen aus der Umgebung mit Bürgermeister Karl Lukas, um im Rahmen einer Maiandacht unter freiem Himmel der Segnung des neuen „Scheyerer Kreuzes“ durch Pfarrer Andreas Greger beizuwohnen.
Mit Gebet und Gesang wurde die Feier gestaltet. Andächtig lauschten die Versammelten, als Pfarrer Greger schilderte, wie er der Bitte von Franz Zimmerer nachkam und sich in der Benediktinerabtei Scheyern nach dem Ursprung dieses Kreuzes erkundigte, das es in Bayern nur zweimal gibt.“

Quellenangaben

Eine zusammenfassende Liste aller Quellenangaben - in Klammer stehende Ziffern z.B. (3) - finden Sie in unserem Quellenverzeichnis.