1634 - 1638 (1634 wird die kleine Pankratiuskirche abgebrochen)

Von 1632 bis 1636 war Parkstein ohne Seelsorger. Die Kirche St. Pankratius wird von den kaiserlichen Truppen im Jahre 1634 abgebrochen. Die Gottesdienste wurden von der Pressather Geistlichkeit in der Bonifatiuskapelle auf der Burg abgehalten. Erst im Jahre 1636 kehrten die Jesuiten nach Parkstein zurück. (4)

1634

Die Schweden belagern die Veste Parkstein drei Monate lang, doch hält sich die Festung, welche unter dem Kommando des Landrichters Georg Peter von Satzenhofen (die Landrichter waren zugleich die Festungskommandanten) mit pfalzneuburgischen Truppen besetzt war, so tapfer, daß die Schweden sie vergeblich eingeschlossen hielten.

Legende oder Erzählung -
was hier Geschichte oder was hier Sage ist, niemand weiß es:


Der größte Teil der katholischen Bevölkerung hatte sich wohlweislich hinter die schützenden Mauern des Hohenparksteins in Sicherheit bringen können, als die Schweden 1634 die Burg belagerten. Landrichter Georg von Satzenhofen, der Kommandant der Festung, richtete sich mit seinen pfalz-neuburgischen Soldaten zur Verteidigung ein. Die Belagerer hatten sich rings um die Burg verschanzt und es begann eine harte Zeit für die Eingeschlossenen.

Gleich unterhalb der Burgmauer, in der Nähe des Tores, stand die von Wenzel dem Faulen 1398 errichtete Holzkirche des hl. Pankratius auf einer schmalen Terrasse des Berges inmitten des Friedhofes. In dieser Kirche hatten sich nun die Schweden verschanzt und beschossen von hier aus die Gebäude der Burg, wohl wissend, daß die Besatzung ihre eigene Kirche nicht in Brand schießen werde. Diese fühlte sich auch zu schwach, um einen erfolgreichen Ausfall wagen zu können. Trotz dauernder Beschießung mußten die Belagerten immer wieder die da und dort aufkommenden Brände im Keime ersticken. Dazu kam der Wassermangel, denn die Burg hatte keinen Brunnen und war auf das in Zisternen aufgefangene Regenwasser angewiesen. Neben dem Durst machte sich bald auch der Hunger bemerkbar, denn die Burg war mit Frauen und Kindern überfüllt. Schon dauerte die Belagerung drei volle Monate. Hunger, Krankheit und Verzweiflung trieben die Not auf den Höhepunkt. Schon wollte sich die Veste kampflos übergeben, da entschloß man sich zu einer List. Die letzten, noch verbliebenen Weizenkörner wurden geopfert und mittels einer Kanone auf die Belagerer gefeuert. Dabei ließen es die Söldlinge nicht an übermütigen Redensarten fehlen. Dazwischen zogen sie ein Schwein, das letzte, welches noch am Leben war, mehrmals in der Woche auf den Hof und ließen es kräftig schreien, als ob es abgestochen würde. Das alles hörten die nur wenige Meter unter der Burgmauer verschanzten Schweden und gelangten zu der Überzeugung, daß die mit solchen Vorräten ausgestattete Besatzung die Burg sobald nicht übergeben werde, und zogen auch wirklich ab.

Noch mehr aber werden die Schweden durch die Niederlage ihrer Hauptarmee bei Nördlingen am 27. August 1634 angetrieben worden sein, die Belagerung Parksteins aufzugeben.

Jedenfalls herrschte eitel Freude unter den so glücklich Befreiten. Feierlich läutete die Glocke der Kapelle auf der Burg zum Dankgottesdienst. Die Pfarrkirche war halb zerstört und von den Schweden ausgeräumt worden. Die Bewohner eilten nun den Berg hinab, um zu sehen, was von ihren Behausungen noch übrig geblieben war. Hier sah es freilich schlimm aus. Teils ausgebrannt, teils ausgeplündert, so boten sich ihnen ihre Heimstätten dar. Da mischte sich manch bitterer Wermutstropfen in die Freude der wieder erlangten Freiheit. Noch im selben Jahr schickten sich die Einwohner an, ihre zerstörten Häuser wieder aufzubauen.

Im Grünthal, unweit der Schweinenaab, fand man auf einem frisch aufgeworfenen Grabhügel einen kleinen Eichenbaum gepflanzt. Darunter sollte ein schwedischer General bestattet liegen. Der heute mächtige Baum trägt im Volksmund noch den Namen `Schwedeneiche´.

Das alte Pankratiuskirchlein wurde abgerissen, da man die Erfahrung gewonnen hatte, daß ein Belagerer von hier aus der Burg argen Schaden zufügen könne. Die kaiserlichen Truppen, die den Schweden nachstießen, schleiften es gleichzeitig mit dem Friedhof. Der eigentliche Grund für die Auflassung des Friedhofs und die Verlegung der Begräbnisstätte an den östlichen Ortsausgang dürfte die in jenen Tagen so furchtbar hausende Pest gewesen sein. Da wurde der kleine Friedhof auf dem Berghange zu eng, um die vielen Toten aufzunehmen, denn eine Erweiterung war hier oben nicht möglich. (5)

Die Pfarrkirche St. Pankratius, welche gleich oberhalb des jetzigen Pfarrhofes gelegen war, brachte den Schweden, welche sich bei der Belagerung der Festung darinnen hielten, viel Vortheil, darum wurde sie auch nach dem Abzuge derselben von kaiserl. österreichischen Truppen sammt dem Gottesacker geschleift, damit dadurch der Festung hinfüro kein Schaden mehr zugefügt werden könne.

Der Gottesdienst wurde nun einstweilen in der innerhalb der Festungsmauern sich befindlichen Kapelle St. Bonifatius abgehalten. (17)

Die Religionsentwicklung im Markt Parkstein
 Seite 230/31, Pfarrarchiv Parkstein 101:                  

Auch der Abbruch des Gotteshauses am Bergrangen im Frühjahr 1634 ist umstritten und hätte nicht einseitig durch militärische Beurteilung geschehen dürfen. Man kann über den Sinn, besser gesagt Unsinn des Abbruches geteilter Meinung sein. Es zeigte sich schon kurz nach dem Abzug der Schweden, daß den sogenannten befreundeten Kriegsleuten der Burgbesatzung jede Spur von Solidarität und Hilfsbereitschaft gegenüber den Menschen im Ort fehlte. Und noch während sich die Einwohner Parksteins um die Beseitigung der vordringlichsten Kriegsschäden kümmerten, verfügte die kaiserlich-neuburgische Besatzung auf der Feste den Abriß des am Schloßrangen gelegenen Gotteshauses und die Auflassung des umliegenden Friedhofs, so als wenn nicht schon genug unsinnige Zerstörung vorausgegangen wäre. Neben der seit dem Jahre 1632 verwaisten Pfarrstelle mußten die Parksteiner nun auch noch entschädigungslos den Kirchenabbruch hinnehmen. Die katholischen Christen Parksteins konnten bis auf weiteres unter gewissen Einschränkungen ihre gottesdienstlichen Verrichtungen in der Schloßkapelle St. Bonifatius ausüben. (18)

Daß in dieser Zeit die Einwohner des Marktes sehr viel gelitten, kann man sich denken; und daß während der Anwesenheit der Schweden alle katholische Religionsausübung gänzlich aufgehört hat und die katholische Geistlichkeit verjagt war, beweisen die Pfarrbücher, in welchen vom Februar 1634 an das ganze Jahr hindurch nichts mehr eingeschrieben ist, wiewohl doch in diesem Jahre wenigstens Todesfälle, und zwar mehr als sonst vorgekommen sein müssen, da ja damals zugleich noch eine ansteckende Krankheit entstand, die zur förmlichen Pest wurde. (17)

 

1636

Einwohner 1636: 62 Bürger, 61 Häuser (davon 3 niedergebrannt, 13 ödliegend, 10 baufällig und 3 öde Hofstätten), 29 Inwohner (davon 14 verstorben) (9)

 

1636 – 1639

Im Januar 1636 übernehmen die Jesuiten von Weiden aus wieder die Seelsorge in der katholischen Pfarrei Parkstein und beziehen im April desselben Jahres das Pfarrhaus in Parkstein: P. Johannes Balsterer (Jan. 1636 – Dez. 1639), P. Maximilian Faber (Mai–Nov. 1637), P. Johann Inderstorfer (Okt. 1637 – Mai 1639), P. August Oswald (Aug. 1638), P. Ulrich Lochmaier (Febr.-Juli 1639).

Der wirtschaftlich und soziale Verfall des Marktes wie er im Steueranlagenbuch Parkstein (Amt P 1304 fol. 69-112) des Jahres 1636 geschildert wird, war ursächlich nicht allein auf Kampfhandlungen zurückzuführen. Vielmehr waren Plünderungen, Viehraub und maßlose Kontributionsforderungen der durchziehenden und oft über Monate einquartierten zügellosen Landsknechthaufen, die gelegentlich auch von Gewalt nicht zurückschreckten, die eigentliche Ursache.

Die Folgen für die verarmte, ausgehungerte und verängstigte Einwohnerschaft waren verheerend. In den Jahren 1634-36 fielen der Pest, aber auch anderen Krankheiten viele Marktbewohner zum Opfer.

Die für das Jahr 1636 im Steueranlagenbuch gemeldeten Brandstätten und 16 öden Hofstellen im Ort lassen das Ausmaß des wirtschaftlichen Verfalls erahnen. Die Zahlenbilanz über den Einwohnerstand des Marktes bei Kriegsende weist trotz nachgefolgter weiterer 12 Kriegsjahre auf eine Aufwärtsentwicklung im Gemeindebereich hin. (9)

Quellenangaben

Eine zusammenfassende Liste aller Quellenangaben - in Klammer stehende Ziffern z.B. (3) - finden Sie in unserem Quellenverzeichnis.