Mutter-Anna-Kapelle Niederndorf

1861

Protokoll, aufgenommen zu Niederndorf am 17. März 1861,
Anschaffung eines Dorfglöckleins betr.

Auf Ansuchen der Dorfschaft Niederndorf hat sich heute Nachmittag der nebenbezeichnete Pfarrer Rieder von Parkstein hierher begeben, um sich mit den Hausbesitzern von Niederndorf, Sogritz und Haagn über die Anschaffung eines gemeinsamen Glöckleins zu berathen und darüber nachstehende Punkte festzusetzen:

1. Nach allgemeinen Beschluß soll ein Glöcklein angeschafft und zu Niederndorf aufgerichtet werden um damit den Bewohnern von Niederndorf und der Umgegend das Zeichen zum 3maligen englischen Gruß zur Mittagszeit und zu besonderen gemeinschaftlichen Gebeten und Andacht geben, um das Hochwürdigste Gut bei Krankenprovisuren ein- und die Leichen beim Fortbringen zum Friedhof aus-läuten zu können zugleich um plötzlich entstandene Unglücksfälle z.B. Feuersbrünste schnell zu signalisieren und Hilfe herbei zu rufen.

2. Dieses Glöcklein soll auf dem Dorf-Anger oberhalb des Dorfweges auf hölzernem Thurmgerüste aufgehängt und vom Dorfhirten geläutet werden.

3. Der Guß und Transport dieses Glöckleins, welches 50 Pfund schwer und dem Hl. Michael geweiht seyn soll, bitten die Beteiligten, das Kath. Pfarramt zu Parkstein besorgen zu wollen, damit es kirchlich geformt u. zum Segen der Umgegend geweiht werde, was auch von denselben übernommen wird.

4. Mit Beiträgen an Geld dazu haben sich bisher betheiliget: Gg. Lang, Lorenz Lang, Joh. Häupl, Johann Witt, Joh. Plößner, Joh. Rupprecht, Margaretha Dannhausner, Maria Kühner, Johann Greiner, Michael Witt von Niederndorf, Peter Pöllmann und Anton Lohwasser von Pinzenhof, Christoph Hutzler und Johann Fritsch von Haagn, Margareth Wismann und Anton Grünwald von Sogritz

5. Die sich zu diesem Werke belaufenden Kosten werden aus den bisher geleisteten Beiträgen und sollten diese nicht hinreichen, aus noch zu leistenden Beiträgen der Betheiligten bestritten, wofür die Ortschaft Niederndorf sowie für die Unterhaltung des Glockengerüstes in baulicher Würde solidarisch haftet.

6. Ein Plan zu dem fragl. Thurmgerüste ist auf Kosten der Dorfgemeinde Niederndorf durch einen Sachverständigen zu angefertigen und mit dem Verzeichnis der Geldbeiträge zur Aufbewahrung diesem Protokoll beizulegen.

7. Nöthiges Material an Bauholz und Bruch-Steinen sowie Hand- und Spanndienste leistet ebenfalls die Dorfgemeinde Niederndorf unentgeldlich.

Hiermit wurde geschlossen und nach Verlesen zur Bestätigung unterzeichnet.

Fr. M Rieder Pfr.
Christooph Hutzler, Georg Lang, Johann Häupl, Johann Plößner, Johann Witt, Anton Lohwasser, Johann Wiesmann (51)

                            

Regensburg am 20ten April 1861

Rechnung von Jos. Ant. Spannagl, Glockengießer

Eine Glocke No. 451 nach amtl Wagschein 45 á 1 Fl 6 Kr

Helm Beschläg Axen Schraum Leitarm Waggeld u. aufstellen der G. im Dom,

Auslagen für Weihetaxen

Für Kiste u. Verpackung

Suma 61 Fl 7 Kr

Sechzig einen Gulden, sieben Kreutzer baar empfangen Jos. A. Spannagl Glockengmstr. (51) 

 

Im Buch der Ortsgemeinde Niederndorf von 1912 bis 1954 sind die Beiträge der Familien und die Ausgaben für das Läuten genauestens aufgeführt.

1952 - 1953

Chronik der Mutter-Anna-Kapelle in Niederndorf

Die Einweihung erfolgte am 26. Juli 1953 durch Pfarrer Karl Scherm.
Als Ehrengäste bei der Einweihungsfeier waren Landrat Christian Kreuzer, Bürgermeister Josef Sparrer mit seinen Gemeinderäten (die Ortschaft Niederndorf gehörte 1953 zur politischen Gemeinde Hammerles), sowie Abordnungen der Hammerleser Vereine mit ihren Fahnenabordnungen anwesend.

Bis es aber soweit war, musste von den Bürgern der Ortschaften Niederndorf und Pinzenhof noch große Anstrengungen finanzieller, und handwerklicher Art vollbracht werden.

Vor dem Kapellenneubau war lediglich eine Glocke in den Bäumen "installiert“ (beim jetzigen Anwesen Monika Reisner).

Initiiert vom Altbürgermeister der früheren Gemeinde Schwand – Karl Rupprecht – ging man 1952 ans Werk. Am Bau halfen mit: Johann Ertl, Christoph Rupprecht, Georg Müller, Johann Reisner, Anton Lang - alle Niederndorf, sowie Johann Götz und Johann Plößner aus Pinzenhof. Jeder Einzelne brachte dabei viel Idealismus und Engagement ein. Die Diözese gab einen Zuschuss von 3.000 DM, was damals noch viel Geld, aber für diese Kapelle mit der Einrichtung doch viel zu wenig war. Unter der Bauleitung des Schwandner Mauerermeisters Josef Weidner trugen viele helfende Hände und viel Eigenleistung dazu bei, dass der Kapellenbau zügig voranschritt. Nur Facharbeiten wie Dachstuhl, Malerei, Fenster, Altar, Turmkreuz und Figuren wurden an Firmen, bzw. Einzelpersonen, übergeben. 

Das Bauholz wurde aus dem Dorfwald bei Pinzenhof entnommen.
Die Dachstuhlarbeiten wurden durch die Firma Josef Hauer aus Parkstein ausgeführt.
Das Turmkreuz wurde von Heinrich Schnödt aus Parkstein gefertigt, von Hans Reisner finanziert.
Die Innenputzarbeiten erledigte Albert Busl aus Sogritz.
Die Malerarbeiten wurden durch Michael Stilp aus Schwarzenbach ausgeführt.
Die Fenster fertigte Georg Prößl sen. aus Hammerles.
Den Altar entwarf und gestaltete Karl Schreiner aus Hammerles (Pächter der Schreinerei Neidhardt), ebenso fertigte er den Boden.
Pfarrer Otto Pichl aus Schwarzenbach stiftete die Bilder der Kreuzwegstationen und Anton Lang aus Niederndorf die dazugehörigen Bilderrahmen.
Die Heiligenfiguren - Muttergottes, Hl. Anna, Hl. Joachim, Hl. Florian, Hl. Wendelin - wurden vom „Herrgottschnitzer von Hammerles“, Baptist Beßenreuther, entworfen; gestiftet wurden sie von Karl Rupprecht.

So gesehen, konnten alle Beteiligten mit Freude und auch etwas Stolz an der Einweihung „ihrer“ Kapelle im Juli 1953 teilnehmen. Ein großer Festgottesdienst mit Fahnenabordnungen gab dazu den würdigen Rahmen.

26. Juli 1953

Benediktion der Mutter-Anna-Kapelle Niederndorf

Am Fest der Hl. Mutter Anna, am 26. Juli 1953, wurde von Pfarrer Karl Scherm unter Assistenz von zwei großen Studenten von Parkstein (Hans Dorner, Absolvent d. Hum. Gymnasiums, und Richard Busch, 7. Klassist), die neue Kapelle benediziert.

Die liturgischen Gesänge vollführten die zwei Studenten, eine große Menge Gläubiger aus der Umgebung nahm an der schönen Feier teil.

Drei weiße Mädchen (Fanny Pschierer, Maria Bäumler, Ottilie Thumfart) sagten entsprechende Gedichte vor und nach der Feier. Der Bläser-Chor Parkstein spielte während des Gottesdienstes schöne kirchliche Weisen. Der Pfarrer hielt am Eingang die Predigt. Am Schluß sprachen Landrat Christian Kreuzer von Neustadt a.d. WN und Bürgermeister Johann Bauer von der Gemeinde Hammerles. War eine schöne harmonische Feier. (52)

Weihe des Kreuzwegs in der Mutter-Anna-Kapelle Niederndorf, Pfarrei Parkstein:
Am Nachmittag führte H.H. Expositus von Schwarzenbach, Otto Pichl, eine Prozession nach Niederndorf, betete zum ersten Mal dort die Kreuzwegandacht, nachdem er den neuen Kreuzweg mit den kleinen hölzernen Kreuzchen geweiht hatte. Die Kreuzwegbilder waren erst die letzten Tage gekommen, so daß nicht mehr nach Regensburg um die Vollmacht geschrieben werden konnte und so haben wir die Erlaubnis praesumiert; dann nach Regensburg berichtet. Es wären wohl nie mehr so viel Gläubige zusammengekommen als am 26. VII. (52)

In der von Sr. Excellenz H.H. Erzbischof Michael ihm 11.8.53 verliehenen Vollmacht hat Unterfertigter Pfarrer die Weihe des Kreuzweges in der Kapelle in Niederndorf am 17.8.53 vormittags 10h nach dem im Rit. Rom² enthaltenen Ritus erigendi Stationes Viae crucis³ vorgenommen. (52)
² Rituale Romanum = Römisches Ritualbuch
³ Ritus für die Errichtung der Kreuzwegstationen 

1958

1958 stiftete Franziska Bäumler aus Dankbarkeit die Figur der Hl. Rita, welche neben dem Eingang zu finden ist. Der Anlass dazu ist fast wie ein Wunder zu deuten:
Als Maria, die Tochter von Franziska Bäumler, im Jahr 1958 an Wundstarrkrampf erkrankte, versammelten sich die Niederndorfer sechs Wochen lang jeden Abend - trotz Erntezeit - in der Kapelle, beteten den Rosenkranz und flehten zum Herrgott und zur Muttergottes um Genesung des Kindes. Ihr Gebet wurde erhört!

1968

1968 wurde die Kapelle an das öffentliche Stromnetz angeschlossen.

1981

erstes Läutwerk:
Die Kosten übernahm der Markt Parkstein. Dieses erste Läutwerk machte jedoch mehr Ärger als Freude. Immer wieder musste der örtliche Elektriker ausrücken, um dieses in Gang zu bringen. Der Glockenstuhl und die Läutanlage passten nicht zusammen, so dass man sich im Jahr 1984 von Seiten der Marktgemeinde Parkstein entschloss, ein neues Läutwerk zu finanzieren.

1982

Selbstverständlich nagte der Zahn der Zeit auch an diesem Gotteshaus. So entschloss man sich im Jahr 1982 zu einer großen Außensanierung.

Unter der Leitung von Architekt Josef Schöberl wurde der Außenputz komplett erneuert, der Turm neu eingeblecht und die Dachrinne ausgewechselt (durch Fa. Hans Neumann Parkstein).
Desweiteren verlegte man zur Trockenlegung der Fundamente eine Drainage um die Kapelle und führte diese dem Ablauf des Dorfweihers zu.
Der Zugang zur Kapelle wurde mit Kleinstein gepflastert.
Auch diesmal wurde wieder viel Eigenleistung eingebracht, die Materialkosten übernahm der Markt Parkstein. 

1984

Ein neues Läutwerk wurde eingebaut, es wurde wiederum von der Marktgemeinde Parkstein finanziert.

Die Altardecke wurde im Jahr 1984 von Monika Reisner und Therese Ertl gestiftet.

1990

Die zweite Renovierung im Jahr 1990 betraf in erster Linie den Innenbereich.

Im Bodenbereich wurde das gesamte Erdreich ausgebaut und stattdessen Schotter eingebracht.
Der Innenputz wurde komplett neu aufgezogen, neue Fenster wurden eingebaut. Die Bodenfliesen (durch Hans Schäffler aus Schwarzenbach) und der Holzfußboden wurden neu verlegt; Eingangstür und Bänke erhielten einen neuen Farbanstrich. Desweiteren wurden die Außentreppe und die gesamte elektrische Anlage erneuert. 
Die Wandbilder (Engel) zu beiden Seiten des Altars wurden von Herbert Scheibl aus Zeßmannsricht restauriert; die Heiligenfiguren von Georg Schraml aus Parkstein neu bemalt. 

2002

Die dritte Renovierung im Jahr 2002 betraf sowohl den Innen- als auch Außenbereich.

Dazu wurde der Außenanstrich nochmals komplett erneuert. Die Kapelle erhielt durch die sorgfältig ausgewählte Farbgebung ein sehr einladendes äußeres Erscheinungsbild.
Auch der Altarbereich wurde nochmals überarbeitet und gestrichen. Finanziell unterstützt wurde dieser weitere Renovierungsabschnitt wiederum vom Markt Parkstein, sowie der Pfarrgemeinde, und von Monika Reisner aus Niederndorf.

2003

50 Jahre Mutter-Anna-Kapelle Niederndorf

Am 26. Juli feierten die Niederndorfer mit Pfarrer Jakob Eder und vielen Gläubigen aus Parkstein und Umgebung einen eindrucksvollen Gottesdienst zum 50jährigen Jubiläum der Mutter-Anna-Kapelle Niederndorf-Pinzenhof.

Die Parksteiner Blaskapelle gestaltete den Gottesdienst musikalisch.

Bürgermeister Johann Schäfer sprach beim anschließenden Fest anerkennende Worte:
„Heute gilt es, 50 Jahre Kapellenbau in Niederndorf zu feiern. All derer zu gedenken, die dieses Gemeinschaftswerk der Ortschaft und der umliegenden Weiler unter großem persönlichen Aufwand verwirklicht und diese so schmucke Kapelle vollendet haben. Wir denken auch an all diejenigen, die in den Jahren seit dem Bau die Kapelle geschmückt, geputzt und auch schon mehrfach saniert haben. Diese Kapelle, die der heiligen Mutter Anna geweiht ist, ist ein Schmuckstück in unserer Gemeinde. Sie zeugt aber auch von Gemeinschaftsgeist und Gemeinschaftssinn der Erbauer und ihrer Nachfolger und Erben. Schon die verstorbene Frau des früheren Bundespräsidenten – Mildred Scheel – sagte einmal: „Es sind nicht die großen Worte, die in einer Gemeinschaft Grundsätzliches bewegen, es sind die vielen kleine Taten der Einzelnen.“ Hier haben Leute viele kleine Taten, Handreichungen und Spenden unter großem persönlichem Einsatz in den schwierigen Zeiten der Jahre nach dem unseligen 2. Weltkrieg geleistet. All diejenigen wollen wir heute würdigen, die dazu beigetragen haben und noch beitragen, dass hier in Niederndorf in der Mitte des Ortes diese Kapelle steht und zum Verweilen, zum Gebet und zum Nachdenken einlädt. Es steht heute nicht an und es steht mir als gerade mal 50jährigem auch nicht zu, Einzelne herauszuheben. Es war und ist die Gemeinschaft des Ortes, der umliegenden Weiler, der Freunde, Bekannten und Verwandten, die Teil für Teil zusammengetragen und zusammengelegt haben, bis diese Kapelle als Einheit, als Einzigartiges vollendet war. Und dazu gilt es,  auch der gesamten Ortschaft mit allen Helfer/innen zu gratulieren."

Gebetläuten

Das Gebetläuten wurde 1953 bis 1964 von Margaretha und Georg Müller verantwortlich übernommen.

Von 1965 bis 1980 wurde dies durch die Familien Lang (früh und abends) bzw. Rupprecht (mittags) weitergeführt.

Gottesdienste

Bis Ende der achtziger Jahre wurden Sonntagnachmittags verschiedentlich Rosenkranzgebete, Kreuzwege und Maiandachten abgehalten.

Ab 1956 bis 1982 wurde durch H. H. Pfarrer Andreas Greger viermal jährlich die Heilige Messe gefeiert.

Von 1982 bis 2001 wurde die Hl. Messe einmal jährlich - zum Fest der Hl. Anna - mit H. H. Pfarrer Leonhard Schinner gefeiert.

Seit 2001 wird diese Tradition durch H. H. Pfarrer Jakob Eder fortgeführt.


Nach den Gottesdiensten werden die Pfarrer jedes Mal von einer Niederndorfer Familie (es wird durchgewechselt) zu einer Brotzeit eingeladen - ein schöner Brauch.

Quellenangaben

Eine zusammenfassende Liste aller Quellenangaben - in Klammer stehende Ziffern z.B. (3) - finden Sie in unserem Quellenverzeichnis.