Pilgerreise nach Assisi mit Pfarrer Jakob Eder

Pilgergruppe Parkstein-Windischeschenbach: Pilgerreise nach Assisi und Umgebung vom 2. – 11. September 2008

Hl. Franziskus von Assisi – unterwegs auf seinen Spuren

54 Pilger/innen aus den Pfarrgemeinden Parkstein, Kirchendemenreuth, Windischeschenbach und anderen Pfarreien machten sich auf, begleitet von Pilgerpfarrer Jakob Eder, den Spuren des Hl. Franziskus in Assisi in Umbrien (Italien) nachzugehen.

Der Weg führte aber zunächst nach Padua zum Grab des Hl. Antonius (gestorben am 13. Juni 1231), dieses großen Predigers der Franziskaner. Gilt er heute als Wiederbringer verlorener Sachen, so galt er früher als Patron der Liebenden und der Ehe und wurde angerufen bei Krankheit, Seuchen, in Armut und Hunger. Auch heute noch gilt: Wer die Hand an die schwarze Platte seines Grabaltares legt und betet, dessen Bitten werden erhört.


Am Morgen des nächsten Tages wurde Assisi erkundet: die Chiesa Nuova, wo das Geburtshaus von Franziskus stand (geboren Winter 1181/82); der Bischofspalast, vor dem sich Franziskus 1206 von seinem Vater lossagte und ihm seine Kleider zurückgab; der Marktplatz, auf dem früher die Kirche San Nicolo stand, in der Franziskus durch dreimaliges Aufschlagen des Evangelienbuches die Richtlinien erfuhr, nach denen er zukünftig leben sollte; der Dom von Assisi - San Rufino - in dem er oft predigte, und die Burg Rocca, welche die Stadt Assisi überragt. 

Am Nachmittag wurde die Basilika `Santa Chiara´ besucht, in welcher die Hl. Klara ihre letzte Ruhestätte gefunden hat. Hier ist nun auch der Lebensraum des II. Ordens des Hl. Franziskus – der Klarissinnen. Die Klarissen verbringen ihr Ordensleben in Klausur und Gebet. In `Santa Chiara´ hängt auch das Originalkreuz von San Damiano.  

Der Freitag begann mit einem der Höhepunkte der Pilgerreise, einem eindrucksvollen Gottesdienst am Grab des Hl. Franziskus in der Basilika `San Francesco´. Ein Franziskanerbruder führte anschießend durch die Basilika San Francesco, deren Wandbilder weltberühmt sind. Danach bestaunte man kostbare Erinnerungsstücke im Kapitelsaal der Basilika San Francesco – unter anderem eine Monstranz, in der der handgeschriebene Segen des Hl. Franziskus für Bruder Leo aufbewahrt wird, und seine Kutte.

Nachmittags wanderte die Pilgergruppe nach San Damiano, den Ort, an dem im Jahr 1205 Christus vom Kreuz herab zu Franziskus sprach: „Franziskus, siehst du nicht, dass mein Haus in Verfall gerät? Geh hin und stelle es mir wieder her!“ Das Kloster (noch original erhalten), das von Franziskus für die Schwesterngemeinschaft der Hl. Klara hergerichtet wurde, atmet auch heute noch die innige Verbundenheit der beiden, die sich immer wieder gegenseitig in ihrer Liebe zum Gekreuzigten und zur `Herrin Armut´ entflammt haben. Vielleicht hätte ohne die Liebe zu Klara die Liebeskraft des Franziskus nicht zu dieser universellen Zärtlichkeit gefunden und die der Klara nicht zu diesem Stehvermögen und dieser Kraft. So wurde ihre Liebe für alle Menschen fruchtbar, die ihnen begegneten.

Am Samstag machten sich die Reisenden nach La Verna in der Toskana auf, den Ort, an dem der Hl. Franziskus am 14. September 1224 die Wundmale (Stigmatisation) empfing. Der Gottesdienst im Kirchlein `Santa Maria degli Angeli´ (bereits zu Zeiten des Franziskus erbaut), in dem die Pilger den Friedensgruß des Hl. Franziskus „Pace e bene – Frieden und Heil“ austauschten, schweißte die Gruppe zu einer Gemeinschaft im Geiste des Hl. Franziskus und der Hl Klara zusammen.

Der Sonntag führte die Reisegruppe ins Rietital nach Greccio. Hier inszenierte Franziskus an Weihnachten 1223 eine lebende Krippe, `er ließ eine Krippe herrichten, Heu herbeibringen und Ochs und Esel dorthin führen´. Auf diese berühmte Weihnachtsfeier gehen unsere heutigen Krippendarstellungen zurück.

In Fonte Colombo diktierte Franziskus 1223 die ihm von Christus eingegebene Regel, nach der seine ihm nachfolgenden Brüder leben sollten. Hier unterzog er sich auch einer grausamen Augenoperation, die seine ständig tränenden Augen heilen sollte, was aber nicht gelang.

In Poggio Bustone, dem Ort, an dem Franziskus 1208 erfahren durfte, dass ihm alle früheren Sünden vergeben waren, grüßen die Menschen sich heute noch mit „Guten Tag, ihr guten Leute“. Mit diesen Worten führte sich Franziskus auf dem malerisch am Berghang gelegenen Ort ein, als er von Assisi geflohen war, wo er in den Anfangszeiten seines Ordenslebens nur noch Spott und Hohn erntete.

Am Fest `Mariä Geburt´ machten sich die Pilger zu Fuß nach Portiunkula auf, das Franziskus als `Herzmitte unseres Ordens´ bezeichnete. Hier lebte er mit seinen Brüdern in Reisighütten, die sie rund um die Kapelle `Santa Maria degli Angeli´ errichteten, hier fanden die Jahreskapitel des Franziskanerordens statt – bereits im Jahr 1221 versammelten sich 5000 Brüder – und hier starb Franziskus am Abend des 3. Oktober 1226.

Anschließend wurde Rivotorto besucht, wo Franziskus mit seinen ersten Brüdern den Winter in zwei winzigen Steinhütten verbrachte.

Am Dienstag fuhr die Reisegruppe nach Gubbio. Ein kleines Kirchlein erinnert daran, wie Franziskus 1206 vor den Toren der Stadt einen gefährlichen Wolf zähmte.

Nachmittags folgte eine Schifffahrt über den Trasimener See. Eine kurze Wanderung führte zu dem Felsen, an dem Franziskus mit zwei Broten, von denen er nur ein halbes verzehrte, die sechs Wochen der Fastenzeit 1213 verbrachte.

Der letzte Tag in Assisi begann mit einem anstrengenden Aufstieg in die Einsiedelei Carceri. Hier zeugen eine winzige Kapelle und ausgehauene Felsenhöhlen vom entbehrungsreichen Leben der Minderbrüder. Mitten im Steineichenwald feierten die Pilger vor einer kleinen Kapelle den letzten Gottesdienst der Reise. In den spontan vorgebrachten Fürbitten erklang der franziskanische Geist, der Menschen und Dinge anders - mit dem Herzen - sieht: mit Güte, mit Zuneigung und Zärtlichkeit.

26 unerschrockene Wanderer machten sich anschließend auf den anstrengenden Weg über den Monte Subasio – 5 Stunden wanderten sie in der glühenden Sonne bei 38° C über die baumlose Bergkuppe, angeführt vom technischen Reiseleiter Manfred Riebl.

Der Abschied am frühen Donnerstagmorgen fiel schwer.

Ein Pilger dankte mit etwas abgewandelten Worten aus dem Pilgerbuch: „Wer die Musik von Mozart liebt, geht nach Salzburg. Wer Abenteuer sucht, fährt nach Indien. Wer den Hl. Franziskus und Assisi kennen- und liebenlernen will, muss mit Pilgerpfarrer Jakob Eder und dem Ehepaar Riebl nach Assisi reisen.“ 

Ingrid Riebl

Reisebericht

Pilgerreise nach Assisi
vom 2. – 11. September 2008

Dienstag, 2. September 2008

54 Pilger/innen aus den Pfarrgemeinden Windischeschenbach, Parkstein, Kirchendemenreuth und anderen Pfarreien machten sich auf, begleitet von Pilgerpfarrer Jakob Eder, den Spuren des Hl. Franziskus in Assisi und Umgebung nachzugehen.

20.00 Uhr Abfahrt an Schule und Stadtplatz in Windischeschenbach. Gott sei Dank stand der Bus in der falschen Richtung und musste Richtung Altenstadt drehen, sonst wären glatt die Pilger aus Döltsch vergessen worden. Pilger um 20:10 Uhr in Döltsch aufgenommen - alles wieder im Lot. Weiter geht’s zur Schwander Straße in Parkstein. Hier herrschte ein Treiben wie bei einem Straßenfest, viele konnten nicht mehr zu Hause geblieben sein. Der Geistliche Begleiter Pfarrer Jakob Eder wurde, so wie es ihm zusteht, vor seiner Haustüre aufgenommen.

Weiterfahrt zu den Pilgern aus Weiden – diese wurden beim Hotel Europa eingefangen. Alle waren nun an Bord. Noch ein paar Abschiedsküsschen, und die Pilgerreise konnte wie geplant um 20:45 Uhr beginnen.

Nachdem die Pilger/innen von der Reiseleiterin Ingrid Riebl begrüßt worden waren, sprach Pfarrer Jakob Eder den Reisesegen. Auch die Pilgerzeichen – ein „Tau“ – wurden gesegnet und mit den Pilgerbüchern verteilt. Diese wogen ca. 500 Gramm, beim Tragen meinte man aber 1 kg zu schleppen.

Es begann eine ruhige Anreise über den Brenner. Albert Wolf, unser Busfahrer, sowie seine Frau Beate fuhren den Riesenbus mit 54 Fahrgästen wie auf Schienen. Sohn Christian versorgte uns zwischendrin mit kühlen Getränken. Was braucht man mehr!

Um 24:00 Uhr wurde Italien erreicht, dann begann der Abstieg Richtung Ravenna.

Viel gibt es davon nicht zu berichten, denn fast alle schliefen wie Murmeltiere.

 

Mittwoch, 3. September 2008

Ab Ravenna fuhren wir auf der neuen Autobahn nach Padua, wo wir um 6.30 Uhr ankamen. Noch etwas übernächtig, jedoch durch den Geruch von frischem Kaffee und Cappuccino angeregt, stärkten wir uns erst einmal mit Kaffee, Kuchen, Pilgerwurst und Biobrot in Bröseln.

Der Weg führte nun in die Basilika zum Grab des Hl. Antonius (gestorben am 13. Juni 1231), dieses großen Predigers der Franziskaner. Gilt er heute als Wiederbringer verlorener Sachen, so galt er früher als Patron der Liebenden und der Ehe und wurde angerufen bei Krankheit, Seuchen, in Armut und Hunger.

Die Frühmesse hatte gerade begonnen. Der Sarkophag der Hl. Antonius war in die frisch restaurierte und in neuem Glanz erstrahlende Kapelle des Hl. Jakobus umgebettet worden, da nun die Grabkapelle des Hl. Antonius renoviert wurde. Andächtig legten die Pilger/innen die Hand an die schwarze Platte des Sarkophags, denn heute noch gilt: Wer mit Hand oder Ohr sein Grab berührt und betet, dessen Bitten werden erhört.

Bei einem Rundgang besichtigten wir den Hochaltar, die Kapelle des Allerheiligsten Sakramentes, die Kapelle der `Schwarzen Madonna´ - `Madonna Mora´ (Diese Kapelle ist der Rest des antiken Marienheiligtums `Santa Maria Mater Domini´, in dem der Hl. Antonius das Messopfer gefeiert, gepredigt, die Beichte gehört, sich zum Gebet gesammelt hat. Hier wurde er 1231 bestattet und ruhte hier bis zum Jahr 1263.), und vor allem die Reliquienkapelle.

In der Reliquienkapelle (auch Schatzkapelle genannt) wird in einem herrlichen Reliquiar die unversehrte Zunge des hl. Antonius verwahrt; zwei weitere enthalten das Kinn, sowie das Zungenbein vom Stimmapparat des Heiligen.

Endlich wurde um 8:00 Uhr auch der Andenkenladen geöffnet. Glückliche Gesichter wegen der erworbenen Gegenstände.

Den kulturellen Abschluss bildete die Multimediaschau, in welcher das Leben des Hl. Antonius und seine missionarische Predigttätigkeit, die ihn u. a. nach Oberitalien und Südfrankreich führte, eindrucksvoll dargestellt wurden. Antonius war der erste Lehrer der Theologie im franziskanischen Orden, Gründer der ersten Theologischen Lehrstühle von Bologna, Montpellier und Toulouse und später Padua, und er ragt als eine der erstrangigen Persönlichkeiten seines Zeitalters hervor (1195-1231).

Padua - die Basilika des Hl. Antonius
Padua - Grab des Hl. Antonius

Nach einem nochmaligen Besuch der Basilika zu einem stillen Gebet verabschiedeten wir uns um 11:00 Uhr von Padua und machten uns auf den Weg nach Assisi. Die Autobahn A1 führte uns zum Ziel. In einer beeindruckenden Fahrt durch das Tal des Tibers mit wunderschönen Auenlandschaften, Pinienwäldern, wogenden Sonnenblumenfeldern, idyllischen Städten und Dörfern ging es hurtig nach Assisi.

Aber vorher wurde um Punkt 12:00 Uhr eine  Mittagspause auf einer Raststätte eingelegt. Unser Menü bestand aus Wiener Würstchen mit noch verbliebenem Biobrot, Tomaten, Weintrauben, Zwetschgen und natürlich Zoiglbier vom Binner-Robbi. Mittagsschläfchen, soweit die Zwetschgen es zuließen.

Um 16:00 Uhr waren wir wie geplant in Assisi. Mit einer kleinen Suchaktion wurde unser Hotel Ancanjani auch sofort gefunden. Überrascht waren die Pilger von der Qualität und Ausstattung der Hotelzimmer. Um 19:30 Uhr gab es ein vorzügliches italienisches Abendessen, danach verschwanden die meisten in ihren Betten.

 

Donnerstag, 4. September 2008

Nach einem herrlichen Sonnenaufgang über dem Tal von Foligno nahmen wir um 8:30 Uhr unser typisch italienisches Frühstück zu uns: Brötchen mit einer Kruste, von denen das Messer abrutschte, für jeden 1 Scheibe Wurst, Streichkäse, Butter und Marmelade, dazu schwarzer Kaffee, den auch die Milch nur wenig aufhellen konnte.

Aber nichtsdestotrotz brachen wir um 9:30 Uhr zu unserem Spaziergang durch Assisi auf.

Das erste Ziel war der Bischofspalast bei der Kirche Santa Maria Maggiore, vor dem sich Franziskus 1206 von seinem Vater lossagte und ihm seine Kleider zurückgab. Ingrid und Pfarrer Eder erzählten beim Rundgang die jeweils dazugehörende Geschichte des Franziskus.

Ein kurzer Anstieg führte uns zur Chiesa Nuova, wo das Geburtshaus von Franziskus stand (geboren Winter 1181/82). In dieser Kirche wird der Kerker gezeigt, in den der Vater Franziskus kurzfristig eingesperrt hatte, um ihn – wie er meinte – wieder zur Vernunft zu bringen. Ein Gang führt zum Tuchladen der Familie Bernadone (Eltern des Franziskus Pica und Pietro Bernadone), er erinnert an Franziskus’ Jugendzeit, als er in Assisi das Leben eines Edelmannes führte.

Weiter ging es zur San Francesco Piccolino – Kapelle zum kleinen Franziskus, dem Stall, in welchem der Legende nach der hl. Franziskus geboren sein soll: die Mutter hätte im Haus nicht gebären können und sei auf den Rat eines seltsamen Pilgers in den Stall getragen worden, wo sie ganz leicht niederkam (Parallele zur Geburt Jesu in Betlehem). Heute ist dort eine kleine Kapelle.

Der Mittelpunkt der Stadtanlage ist die Piazza del Comune. Der Marktplatz ist ein franziskanisches Heiligtum unter freiem Himmel. Der Minervatempel, zwischen dem Anfang des ersten Jahrhunderts vor Christus und dem Zeitalter des Augustus entstanden, wird heute von den Franziskanern des Dritten Regulierten Ordens betreut. Seine Fassade mit den sechs korinthischen Säulen, die inzwischen 2000 Jahre alt sind, gehört zu den besten erhaltenen Beispielen römischer sakraler Architektur. Links neben dem Minervatempel steht der Volksturm Torre del Popolo. Er entstand noch im Jahrhundert des Franziskus und wurde 1305 vollendet. Im Jubiläumsjahr des Todes des Franziskus 1926 wurde von den Gemeinden Italiens die Lobpreisglocke gestiftet und in diesem 47 m hohen Turm aufgehängt. Sie soll am Morgen wie am Abend, im Sommer wie im Winter, das Lob Gottes und aller Schöpfung erklingen lassen.

Dem Minervatempel gegenüber steht der Priorenpalast. Im Stadtpalast ist der herrliche Saal der Versöhnung. Er erinnert an die Vorgespräche zu den Lateranverträgen, die im Namen des Franziskus von Assisi zwischen katholischer Kirche und italienischem Staat begonnen wurden. Dieser Saal ist mit franziskanischen Themen ausgemalt.

In früheren Jahrhunderten wurde der Marktplatz im Westen von der romanischen Kirche San Nicolo abgeschlossen. Sie war im letzten Jahrhundert Kaserne der Carabinieri. 1925 wurde sie abgerissen und an ihrer Stelle das heutige Postamt errichtet. An der linken Seite dieses Baus steht ein Kapellchen, in dem sich das Bild der Mutter Gottes, der Frau des Volkes (Madonna del Popolo) von Simone Martini befindet. Hier hat Franziskus zusammen mit seinen zwei ersten Gefährten Bernhard von Quintavalle und Petrus Cattanei den Willen Gottes aus dem Evangelienbuch erfragt. In seinem Testament schreibt Franziskus folgende Worte: „Und niemand sagte mir, was ich tun soll; aber der Allerhöchste selbst offenbarte mir, wie ich nach der Vorschrift des hl. Evangelium leben müsse.“

An der Ostseite des Marktplatzes steht ein stimmungsvoller Brunnen.

Nach einer kurzen Cappuccino-Pause war es Zeit, zum Kloster San Croce aufzubrechen, in dem seit 1720 der `Orden der bayerischen Kapuzinerinnen-Schwestern der Buße´ lebt. Diese erwarteten uns bereits um 12:30 Uhr mit einem vorzüglichen Drei-Gänge-Menü. Anschließend berichteten uns zwei der im `Außenbereich´ tätigen Schwestern (der Großteil der Schwestern lebt abgeschieden von der Welt in Gebet und Arbeit hinter Klostermauern) über ihr Leben im Kloster. Interessant war, dass die 40 Schwestern größtenteils aus Bayern (Peißenberg) und Österreich kommen. Die Hälfte der Schwestern ist unter 40 Jahre, davon 13 Schwestern unter 35. Auch wurden die Schwierigkeiten nach dem Erdbeben 1997 geschildert, wo ihre einzige Einnahmequelle, das Pilgerhaus mit 40 Betten, zerstört worden war, ebenso der Schlafsaal und Küchentrakt. Der Spendenaufruf in diversen Kirchenzeitungen der bayerischen Diözesen erwirkte damals ein überwältigendes Spendenergebnis. Allein von den Bürgern der Diözese Regensburg wurden weit über 100.000 Mark gespendet. Im Jahr 2000 bereits konnte der Wiederaufbau beendet werden. 

Mehr als gesättigt ging es über einen Höhensteig zum Dom von Assisi - San Rufino. Am Beginn des rechten Seitenschiffes ist das alte Taufbecken, in dem Franziskus, Clara, ihre Schwester Agnes und, einer alten Überlieferung zufolge, Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen, die Taufe empfingen. Die Kirche war noch nicht vollendet, als Franziskus geboren und auf den Namen Giovanni (Johannes) getauft wurde. Bei der Taufe war Pietro Bernadone auf Geschäftsreise in Frankreich. Der Name Franziskus wurde dem Sohn später gegeben, als der Vater aus Frankreich zurückkehrte. Er heißt übersetzt „Kleiner Franzose“ und kann wie ein Kosename im Sinne von „mein Französlein“ verstanden werden.

Im Dom von Assisi hörte Clara, die Tochter eines der reichsten Bürger der Stadt, unter dem Eindruck der Predigt des Bruders Franziskus, den Ruf in die Nachfolge Christi. Unter seiner geistlichen Begleitung entschloss sie sich, ebenfalls den Weg der engeren Nachfolge Christi zu gehen. Von hier aus nahm sie ihren Weg, als sie am Palmsonntag 1212 nachts das elterliche Haus verließ.

Ein kurzer Abstieg führte uns zur Kirche Santa Chiara, der Grabeskirche der Hl. Klara.

Santa Chiara ist der Mittelpunkt des Ordens der hl. Clara, deren Gebeine in der Krypta ruhen. Hier ist nun der Lebensraum des II. Ordens des Hl. Franziskus – der Klarissinnen. Die Klarissen verbringen ihr Ordensleben in Klausur und Gebet. In `Santa Chiara´ hängt auch das Originalkreuz von San Damiano. 

Die Kirche steht an dem Platz, an dem bis 1257 die Kirche San Giorgio und das gleichnamige Hospital für Arme stand. Hier hatte Franziskus lesen und schreiben gelernt. Hier fand er seine erste Grabstätte (1226-1230); hier war er durch Papst Gregor IX. 1228 heiliggesprochen worden; in San Giorgio ruhte Clara von 1253-1260.

Der Papst schlug vor, zwischen San Damiano und San Giorgio einen Tausch vorzunehmen. Das hätte zwei Vorteile. Die Schwestern wären ihrer großen Gründerin Klara nahe, zum andern läge das Klarissenkloster dann innerhalb der Stadtmauer und sei nicht ständigen Gefahren von Krieg und Gewalttat ausgesetzt. Nachdem man in der Stadt ein neues Hospital gebaut hatte, konnten die Schwestern nach San Giorgio in das alte Hospital ziehen, und der Bau der neuen Kirche und eines neuen Klosters konnte vorangetrieben werden.

Um das Jahr 1260 muss die `Basilica Santa Chiara´ so weit fertig gewesen sein, dass man den Leib der hl. Klara dorthin übertragen konnte. Unter dem Hauptaltar fand sie ihre vorerst letzte Ruhestätte. Heute kann man in einer im Jahre 1850 erbauten Krypta den rekonstruierten Körper Klaras, der die sterblichen Reste enthält, in einer Kristallurne betrachten.

Hier konnten wir ca. 100 begeisterte Jugendliche bewundern, die mit Tanz und Musik durch die Stadt zogen. Eine Begeisterung, die an die Jugend des Hl. Franziskus erinnerte, kam in uns auf.

Nachdem Ingrid und Pfarrer Jakob Eder das Heiligtum erklärten hatten, zogen wir mit vielen Gläubigen in die Kirche ein zum Original–Kreuz von San Damiano. Die Kreuzeskapelle und Sakramentskapelle an der rechten Seite gehörten noch zur vormaligen Kirche San Giorgio, in der Papst Gregor IX. Franziskus im Jahre 1228 heiliggesprochen hatte.

In Santa Chiara hängt das Original des Kreuzes von San Damiano. Franziskus machte vor diesem Kreuz seine Christuserfahrung und erhielt den Auftrag, Kirche zu bauen. Vor diesem Kreuz betete er zum ersten Mal: „Höchster, glorreicher Gott...!“

Den Höhepunkt bildete der Weg zur Krypta, wo die Gebeine der Hl. Chiara ruhen. Außerdem sind hier kostbare franziskanische Erinnerungsgegenstände zu sehen: das Brevier des Franziskus mit einem Eintrag des Bruders Leo, daneben eine Tunika des Heiligen, ein Habit, eine Kapuze, sowie Pantoffeln, die er nach der Stigmatisation tragen musste. In der Mitte hängt das große weiße gestickte Diakonengewand (Albe) des Franziskus, welches von Clara angefertigt wurde. Außerdem sehen wir Habit, Mantel und Kapuze der hl. Clara; auch das Sprechzimmergitter aus Eisen, das man herausgenommen hatte, als Clara und ihre Schwestern sich in San Damiano vom toten Franziskus verabschiedeten. Auf einer Kommode steht ein kostbares Kästchen mit Haaren Claras. An der Wand hängt das Original der Clara-Regel. Clara hat sie selber verfasst, über viele Jahre um ihre Bestätigung durch den Papst gerungen und diese 2 Tage vor ihrem Tod mit der päpstlichen Bulle auch erhalten. 

Pilgern heißt unterwegs sein. Die meisten Pilger ließen sich es nicht nehmen, den steilen Weg zur Rocca an diesem Tag als Schmankerl zu besteigen. Manfred Riebl, der technische Reiseleiter wurde, da es ja eine technische Aufgabe war, beauftragt, die Führung zu übernehmen. Ohne größere Probleme, wenn auch schnaufend, wurde der steile Weg an Rufino vorbei über viele Treppen zurückgelegt. Eine wunderschöne Panorama-Ansicht über Umbrien belohnte die Strapaze. Manfred erklärte den Burgbesteigern die einzelnen Landschaften und die Baudenkmäler der Stadt Assisi. Die Burg selbst stammt aus der Zeit des „Heiligen römischen Reiches deutscher Nation“ (14. Jh.).  Kardinal Albornoz hat 1367 das Bauwerk auf den Fundamenten jener kaiserlichen Burg errichtet, die Assisis Bürger 1198 geschleift hatten. Die beeindruckende Größe spricht auch für die Bedeutung der kleinen und kampfstarken Stadt Assisi. Die Ruinen rufen die Erinnerungen wach an die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Kaiser und Papst, Assisi und Perugia, Majores und Minores (Adel und Bürgerschaft), die den Hintergrund zum Leben des hl. Franziskus bildeten.

Der Rückweg war zum Gegensatz zum Aufstieg schnell vergessen. Ein wunderschöner Tag ging zu Ende.

Freitag, 5. September 2008

Nach unserem frugalen italienischen Frühstück führte unser Weg zur Basilika San Francesco.

Der größte Wunsch jedes Franziskuspilgers ist es, zum Grab des Heiligen hinabzusteigen, um den hl. Franziskus zu verehren. In der Mitte der Krypta steht eine breite Felsensäule, in der auf Augenhöhe der steinerne Sarkophag des Heiligen ruht. Er ist mit Eisenbändern gesichert. Auch die Felsensäule selbst ist in ihrem ganzen Umfang durch Eisengitter geschützt. Eine nüchterne, strenge Feierlichkeit prägt den dunklen Raum.

In der Tomba feierten wir am Grab des Hl. Franziskus mit Pfarrer Jakob Eder einen zu Herzen gehenden Gottesdienst. In seiner Predigt ging Pfarrer Jakob Eder mit beeindruckenden Worten auf das Leben des heiligen Franziskus ein.

Dieser Tag war für unser mitpilgerndes Ehepaar Edeltraud und Wilhelm Bergler ein besonderer Tag. Sie feierten ihr 25jähriges Ehejubiläum – Pfarrer Eder segnete die neuen Eheringe und übergab sie dem Ehepaar.

Anschließend führte uns Franziskanerbruder Thomas durch die Unterkirche mit ihren weltberühmten Fresken. Auch in der Oberkirche erklärte Bruder Thomas den Pilgern die Fresken, welche die Zusammenhänge von der Schaffung der Welt über die Leidensgeschichte Jesu’ zum Leben des Hl. Franziskus darstellten. Beeindruckend waren die Erklärungen der Hintergründe der Bilddarstellungen.

Wer sich Assisi aus dem umbrischen Tal nähert, sieht auf dem Berg eine festungsartige Anlage. Es ist Kirche und Kloster von San Francesco, wobei man kaum Kirchenbau und Konventsgebäude unterscheiden kann.

Eine Hauptfassade für die Unterkirche gibt es wegen des stark abschüssigen Geländes nicht. Man betritt sie von der Piazza Inferiore kommend durch ein Seitenportal. Bei der Unterkirche von San Francesco handelt es sich um eine Grabstätte. Zwei Jahre nach der Grundsteinlegung war die `Unterkirche´ soweit gediehen, dass sie den Leichnam des Heiligen aufnehmen konnte.

Am Pfingstsamstag, 25. Mai 1230, fand die feierliche Übertragung des Leichnams statt.

Der von mächtigen Stützmauern getragene `Sacro Convento´ erhielt seine heutige Gestalt unter Papst Sixtus IV. (1471-1481), der den doppelten Kreuzgang und die hohe, massive Stützmauer in Richtung Perugia errichten ließ. Der Konvent wurde ab 1230 von den Brüdern genutzt.

Der romanische Campanile wurde gleichzeitig mit der Kirche errichtet, schon 1239 wurde eine Glocke für diesen Turm gegossen. 

Die Oberkirche, einer der schönsten Bauten italienischer Gotik, wurde 1253 feierlich eingeweiht. Die Basilika von Assisi ist auch Papstkirche. Sowohl die Glasfenster wie die Malereien bieten viel Raum, um den Gläubigen die Liturgie und das Wort Gottes durch Bilder zu vermitteln. Die Bilder werden zu Medien der Verkündigung. Papst Gregor der Große hatte verfügt: „Die Malerei wird in den Kirchen zugelassen, damit diejenigen, die keine Buchstaben kennen, wenigstens an die Wände schauend aufnehmen, was sie in den Büchern zu lesen unvermögend sind.“

Die Grabeskirche des hl. Franziskus ist die ausgemalte Kirche der Christenheit. Es gibt keine andere, welche ihr nur annähernd gleichkäme. Sie ist die Bilderkirche Italiens.    

Danach bestaunte man kostbare Erinnerungsstücke im Kapitelsaal der Basilika San Francesco – unter anderem eine Monstranz, in der der handgeschriebene Segen des Hl. Franziskus für Bruder Leo aufbewahrt wird, und seine Kutte.

Natürlich durfte im Anschluss ein Einkauf im Klosterladen nicht fehlen.

Später nutzten die Pilger die freie Zeit zu einem Gang durch die Gassen von Assisi mit seinen gemütlichen Einkehrmöglichkeiten.

Treffpunkt 14:30 Uhr bei der Kirche Santa Chiara. Der steile Fußweg zum Heiligtum San Damiano wurde belohnt mit einer umfassenden Erklärung über die Bedeutung des Klosters in früheren Zeiten durch Ingrid und Pfarrer Jakob Eder. Der Gang durch San Damiano wurde dadurch selbsterklärend und beeindruckend zum Selbstläufer.

In San Damiano sprach im Jahr 1205 Christus vom Kreuz herab zu Franziskus: „Franziskus, siehst du nicht, dass mein Haus in Verfall gerät? Geh hin und stelle es mir wieder her!“ Das Kloster (noch original erhalten), das von Franziskus für die Schwesterngemeinschaft der Hl. Klara hergerichtet wurde, atmet auch heute noch die innige Verbundenheit der beiden, die sich immer wieder gegenseitig in ihrer Liebe zum Gekreuzigten und zur `Herrin Armut´ entflammt haben. Vielleicht hätte ohne die Liebe zu Klara die Liebeskraft des Franziskus nicht zu dieser universellen Zärtlichkeit gefunden und die der Klara nicht zu diesem Stehvermögen und dieser Kraft. So wurde ihre Liebe für alle Menschen fruchtbar, die ihnen begegneten.

Die heilige Clara wurde 1194 geboren, war Tochter des Edlen Favarone di Offreducci. Gemeinsam mit dem hl. Franziskus ist sie die Ordensgründerin des II. Ordens des hl. Franziskus. Ihre Gemeinschaft hieß anfangs „Arme Frauen von San Damiano“ (I Cel. VIII, 18). Die hl. Clara, die am Palmsonntag 1212 aus dem Elternhause entfloh, empfing in der Portiunkulakapelle aus der Hand des hl. Franziskus das Ordenskleid. Der hl. Clara und ihrer leiblichen Schwester Agnes schlossen sich bald andere an und bildeten so die erste Gemeinschaft der „armen Frauen“. Das Lebenszentrum Claras war San Damiano. Franziskus richtete zusammen mit den Brüdern San Damiano so her, dass die Schwestern einziehen und ein geistliches Gemeinschaftsleben führen konnten. In den ersten drei Jahren zwischen 1212 und 1215 war Franziskus der eigentliche Leiter dieser Gemeinschaft. Clara lebte hier mit ihrer Schwesterngemeinschaft bis zu ihrem Tod am 11. August 1253. Die blühende Gemeinschaft wuchs ständig und gründete weitere Frauenklöster. Unter anderem stand die hl. Clara in einem intensiven Briefkontakt mit der hl. Agnes von Prag. 1240 soll die Hl. Clara mit einer Monstranz in den Händen die Sarazenengruppen Kaiser Friedrichs II., die die Stadt stürmen wollten, in die Flucht geschlagen haben.

Zu Zeiten der hl. Clara wohnten hier jeweils vier Franziskanerbrüder, von denen zwei für die Seelsorge der Schwestern zur Verfügung standen und zwei für sie betteln gingen. 1215 übernahm Clara die volle Verantwortung. Sicher hatte Franziskus in dieser Zeit häufig Gespräche mit Clara. Dabei ging es darum, Lebensformen zu finden, die der je eigenen Berufung entsprachen. Diese Kontakte mit Clara und ihrer Gemeinschaft waren aber auch hilfreich für Franziskus. Sie war die weibliche Ergänzung, half ihm, das Weibliche in sein Leben zu integrieren und selber tiefer in sein Menschsein hineinzuwachsen.

San Damiano – die Heimat der Hl. Clara: In San Damiano ist die Kunst „stumm“. Es ist die Religion, die den ersten Platz einnimmt. Die Armut, die Kargheit und der Frieden regieren souverän. Der Geist des Hl. Franziskus und der Hl. Clara sind hier noch lebendig.

Ingrid erzählte Legenden über das Leben der beiden Heiligen Franziskus und Klara und ihre ganz besondere Beziehung zueinander. Zum Abschluss sangen wir, auf den Treppen zum Heiligtum sitzend, den von Franziskus hier in San Damiano in seinen dunkelsten Zeiten verfassten Sonnengesang. Eine besinnliche Stunde in der Stille von San Damiano schloss sich an.

Nun blieb der anstrengende Weg zurück nach Assisi, wo wie immer ein reges Leben in der Stadt herrschte. Nach einem hervorragenden Abendessen ließen wir in einer fröhlichen Runde (Witze Emma und Pilger-Mane) den Abend ausklingen.

Samstag, 6. September 2008

Bereits um 7:00 Uhr wurde heute das Frühstück verabreicht. Der Verfasser hatte die Güte des italienischen Frühstücks durch gekauften Formaggio (Käse) und Salami Umbria verstärkt (Selbsterhaltungstrieb).

Um 8:00 Uhr ging es mit dem Bus der Fa. Wolf nach La Verna in der Toskana. 120 km folgten wir dem Tal des Flusses Tiber nach Norden. Von der Ortschaft Stefano ging es die serpentinenartige Straße hoch bis La Verna. La Verna liegt in der Nähe des Geburtsorts von Michelangelo, Caprese. Dieser wiederum liegt in der Provinz Arezzo in der Toskana.

Den Berg La Verna erhielt Franziskus im Mai 1213, als er anlässlich einer apostolischen Pilgerreise in Montefeltro weilte. Graf Orlando, der Herr von Chiusi, schenkte ihm den Berg, damit er einen idealen Platz für Gebet und Buße habe. Im Juli 1214 weilte Franziskus zusammen mit den Brüdern Masseo, Leo und Angelo zum ersten Mal an diesem Ort, der bis dahin Räubern und wilden Tieren Unterschlupf geboten hatte. Franziskus war wenigstens sechsmal auf dem La Verna. Die Jahre 1214, 1216, 1217 und 1224 sind bezeugt. Der Berg war für ihn, der auf göttliches Geheiß ein apostolisches Leben führte, der ideale Ort, um aus der Lebens- und Kraftquelle des Herrn zu schöpfen. Er sollte zu einem Kalvaria der Franziskaner und der ganzen Christenheit werden.

Am Heiligtum angekommen, erklärten uns Ingrid und Pfarrer Jakob Eder die Bildergalerie, welche die wichtigsten Punkte aus dem Leben von Franziskus zeigt. In der Mitte des Kreuzganges befindet sich das Steinbett des Franziskus. Ein enger Gang führt hinab zur Kapelle der hl. Wundmale. An dieser Stelle empfing Franziskus am Fest Kreuzerhöhung im Jahr 1224 die Wundmale (Stigmatisation). Beeindruckend das Altarbild aus Terracotta: Christus am Kreuz, zu Füßen der Hl. Franz mit den Wundmalen.

Durch einen engen Gang erreichte man das Oratorium des hl. Bonaventura (Kardinal und 7. Nachfolger des Hl. Franziskus), sowie des hl. Antonius von Padua, welcher einige Monate im Jahr vor seinem Tod (1231) dort gewohnt hatte.

Pünktlich um 12.00 Uhr gab es ein reichliches italienisches Mittagessen mit Spaghetti, Fleisch und Salat. Rot- und Weißwein rundeten das Menü ab.

Frisch gestärkt ging es zur Kapelle Santa Maria degli Angeli (Maria von den Engeln). Die Kapelle Santa Maria degli Angeli, gewöhnlich `chiesina´ (kleines Kirchlein) genannt, wurde in den Jahren 1216-1218 auf ausdrücklichen Wunsch des Franziskus errichtet und der hl. Jungfrau von den Engeln geweiht, gleich dem kleinen Kirchlein Portiunkula von Assisi. Die hl. Jungfrau war nämlich dem hl. Franziskus erschienen und hatte ihm Lage und Ausdehnung dieser ersten Kirche von La Verna genau angegeben. Sie ist das älteste Heiligtum des Berges.

An dieser bedeutungsvollen Stätte feierten wir mit Pilgerpfarrer Jakob Eder, unterstützt von Ministrant Christian Wolf, einen beeindruckenden Gottesdienst. Die Pilger trugen ihre Anliegen in freien Fürbitten vor. Lieder aus dem Pilgerbuch rundeten den Gottesdienst ab.  

Im Anschluss stiegen wir hinab zur Kapelle der Magdalena, die auch die Erste Zelle des hl. Franziskus genannt wird. Hier wuchs zur Zeit des Heiligen eine mächtige Eiche, an der Graf Orlando für Franziskus bei seinem ersten Aufenthalt (1214) eine Zelle aus Zweigen und Steinen errichten ließ. Hier war ein bevorzugter Gebetsort des Heiligen. Gegen Ende des 15. Jhs. wurde an dieser Stelle die Magdalenenkapelle. Die Kapelle ist äußerst schlicht. Nach der Überlieferung diente der Altarstein dem Franziskus als Tisch. Auf ihn setzte sich Jesus in seinen vielen sichtbaren Erscheinungen, wenn er vertraut mit Franziskus redete, ihm viele Dinge offenbarte und er ihm unermessliche Gnaden zuteil werden ließ.

Gerade in dieser Kapelle erhielt Bruder Leo, der in dieser Zeit in eine Depression geraten war, ein schriftliches Segenszeugnis seines geliebten, verehrten Bruders und Vaters Franziskus: Der Herr segne und behüte dich. Er zeige dir sein Angesicht und erbarme sich deiner. Er wende dir sein Antlitz zu und schenke dir den Frieden! Der Herr segne, Bruder Leo, dich.

Von der Magdalenenkapelle steigen wir über mehrere Treppen hinunter in den Berg. Rechts und links dieses Weges haben sich Buchen in die zerklüfteten, von Farn und Moos bedeckten Felsen gegraben. Man geht zwischen moosbewachsenen, feuchten Wänden bis zum Sasso Spicco (vorstehender Stein) einem riesigen Felsbrocken von 800 Tonnen, der - nur an einer Seite in der übrigen Felswand verankert - über einem düsteren, feuchten Platz hängt. Er ist umgeben von gespaltenen Felsen. Dies ist der Ort, an dem Franziskus das übte, was der hl. Bonaventura später in die Worte kleidete: „Geh auch du“ - geh auch du in den Garten Getsemani und betrachte das Ringen, die Angst und den Blutschweiß Jesu. Franziskus leidet mit seinem geliebten Jesus. Ein schlichtes Holzkreuz erinnert an die Liebe Jesu und die Liebe des Franziskus: „Die Liebe wird zu wenig geliebt.“ Diese Stelle wird auch das Getsemane des Franziskus genannt.

Wieder oben im Heiligtum angelangt, konnten die Pilger der Aufnahme von 30 Männern in den Franziskanerorden beiwohnen. Eine lange Prozession, bei der eine Monstranz mitgetragen wurde, in der das  blutgetränkte Tuch, das die Seitenwunde des Franziskus bedeckte, aufbewahrt wird, bewegte sich von der Basilika zur Stigmatisationskapelle.      

Zurück über das Tibertal nach Assisi ging wieder ein beeindruckender Tag zu Ende.
 

Sonntag, 6. September 2008

Frühstück 7.00 Uhr: natürlich hatten sich zwischenzeitlich mehrere Pilger bei einem Besuch eines Alimentari-Geschäftes mit Schinken und Käse eingedeckt, um ihr Frühstück zu bereichern.

Um 7.45 Uhr ging es mit unserem Reisebus über Foligno, Spoleto, Terni ins Rieti-Tal. Ein steiler Anstieg führte uns nach Greccio, wo Franziskus mit seinen Brüdern und vielen Gläubigen an Weihnachten 1223 seine berühmte Krippenfeier abgehalten hat.

Greccio, ein mittelalterlicher Ort an den Hängen des Monte Lacerone gelegen, ist 15 km von Rieti entfernt und liegt 705 m über dem Meeresspiegel.

Das franziskanische Heiligtum Greccio liegt etwa 2 km nördlich des Dorfes gleichen Namens. Wie ein Schwalbennest ist es an einen Felsen des Monte Lacerone, einem Teil der Sabiner Berge, geklebt. Es wurde in mehreren Etappen kühn auf Felsen und Felsenspitzen gebaut, die über einem tiefen Abgrund ragen.

In Greccio lassen sich ganz gut die verschiedenen Bauphasen unterscheiden. Aus der ersten Phase stammen die Krippenkapelle, das Refektor, der Vorratsraum, der Schlafsaal und die Kirche des hl. Franziskus. Ein wahrer Genuss ist der Blick von der Veranda des Klosters über das Tal von Rieti und hinüber zu den Abruzzen mit dem Monte Terminillo. Es ist verständlich, dass Franziskus gerade in den letzten Jahren seines Lebens, in denen sein Herzensfrieden durch Krankheit und Enttäuschungen angefochten war, die Heiligtümer des Rietitales gerne aufsuchte.

Nachdem der Riesenbus mit Bodenberührung einen Parkplatz fand und Beate uns mit frischem Kaffee aufgemuntert hatte, erklommen wir über einen langen Treppenaufgang, der von Steineichen gesäumt wurde, das Heiligtum von Greccio, dem Betlehem des Franziskanerordens. Ingrid und Pfarrer Jakob Eder erinnerten vor Ort an das Geschehen an Weihnachten 1223. Die Krippenkapelle wurde bereits im Jahr 1228 in die Höhle hineingebaut, in der Franziskus an Weihnachten 1223 mit vielen Brüdern und Gläubigen seine berühmte Krippenfeier hielt.  

Es folgte ein Rundgang durch das winzige Kloster, das Franziskus damals mit seinen Brüdern bewohnte. Das Kirchlein stammt ebenfalls noch aus der Zeit des hl. Franziskus, während im ersten Stock der hl. Bonaventura das Kloster durch eine Holzkonstruktion mit Zellen erweitert hat.

In der neuen großen Kirche wurde anschließend um 11.15 Uhr Gottesdienst gefeiert: In den Worten von Pfarrer Jakob Eder sowie den ausgewählten Liedern wurde die innige Weihnachtsfeier von 1223 lebendig. Mit dem Lied `Zu Betlehem geboren´ endete diese wiederum beeindruckende Messfeier.

Leider durften die Pilger die in der Kirche ausgestellten über 100 Krippen aus alter Welt nicht besichtigen, da der Zugang wegen eines Sonntagsgottesdienstes gesperrt war.

Es folgte daher das obligatorische Gruppenbild auf den Treppen des Heiligtums. Anschließend ging es zurück in das Rietital nach Castiglione zu einem hervorragenden Mittagessen.

Gut gestärkt folgte die Weiterfahrt nach Fonte Colombo – dem Sinai des Franziskus. An diesem Ort, gelegen auf dem Monte Rainerio inmitten eines Waldes, ließ sich Franziskus 1223 die Regel, nach der seine Brüder in Zukunft leben sollten, und welche wir heute `Regula bullata´ nennen, von Gott schenken. Diese Regel ist heute noch gültig. Bei einem Rundgang durch das Heiligtum wurde der Stumpf der Steineiche gezeigt, auf der nach der Tradition Christus dem Franziskus erschien und die Regel bestätigte.

In Fonte Colombo unterzog sich Franziskus im Jahr 1226 auch einer grausamen Augenoperation, die seine ständig tränenden Augen heilen sollte, was aber nicht gelang.

Das nächste Ziel war Poggio Bustone. In der franziskanischen Geschichte ist dieses Heiligtum bekannt als der Ort, an dem Franziskus 1208 die Vergebung seiner früheren Sünden erfahren durfte. Hier grüßen die Menschen sich heute noch mit „Guten Tag, ihr guten Leute“. Mit diesen Worten führte sich Franziskus auf dem malerisch am Berghang gelegenen Ort ein, als er von Assisi geflohen war, wo er in den Anfangszeiten seines Ordenslebens nur noch Spott und Hohn erntete.

Von hier sandte er seine Brüder zur ersten Friedensmission aus.

Zum Heiligtum und durch das Dörfchen Poggio Bustone, das wie ein Schwalbennest am Hang klebt, führte eine serpentinenartige Straße, die zu allem Überfluss wegen eines Festes (von dem natürlich Busfahrer Albert Wolf, sowie auch die Reiseleitung nichts wissen konnten)  links und rechts von Autos gesäumt war. Irgendwann war kein Durchkommen mehr – der riesige Bus steckte in einer Steilkurve fest. Nach einiger Zeit fuhren zwei der hinderlichen Autos weg, vom Fahrer des dritten Autos war aber weit und breit nichts zu sehen. So griffen vier unserer Männer, gezwungenermaßen angeführt von mir als technischem Reiseleiter, zur Selbsthilfe: Sie hoben das Auto einfach zur Seite. Ein hilfsbereiter Italiener machte uns den weiteren Weg zur Bergkuppe frei. Aber es kam noch schlimmer: Auf dem Berg angekommen, fand sich der Bus inmitten von unzähligen Autos wieder, die auf dem Parkplatz links und rechts der Straße wild durcheinander standen. Es gab weder ein Durchkommen, noch Gelegenheit zum Umdrehen und es sah ganz so aus, als müssten wir bis spät in den Nacht auf dem Berg bleiben. Einige Pilger freuten sich schon auf das Freiluftkonzert, das abends vor dem Heiligtum stattfinden sollte. Doch sie hatten nicht mit dem Genie von Busfahrer Albert Wolf gerechnet - man sollte nicht glauben, was alles möglich ist. Während Beate und Christian Wolf von außen dirigierten, wendete Albert den Bus in Millimeterabständen – wie auf einem Bierdeckel. Nun standen wir zwar wieder in der richtigen Fahrtrichtung – aber Heiligtum erkunden – nein danke! Ingrid war bedient. Jedoch Albert Wolf bestand darauf, dass wir, wenn schon endlich angekommen, das Heiligtum auch besichtigen sollten. In der Kirche angekommen, war Ingrid aber nur noch fähig, `Großer Gott, wir loben Dich´ anzustimmen, das untere Heiligtum wurde flüchtig besichtigt, der Aufstieg zum Bergkirchlein wurde gestrichen. Nun mussten wir wieder hinunter. Im Dorf war wieder das Ende der Fahnenstange erreicht – 20 Autos etwa blockierten die Straße. Doch – o Wunder – nun erschienen zwei italienische Polizisten und entwirrten in kürzester Zeit den `Gordischen Knoten´. Erleichtert holten wir uns ein Bier aus dem Bordkühlschrank. Zu früh! Nach 10 km erwies sich eine Ortsdurchfahrt als unmöglich – die Häuser standen zu eng beieinander. Es blieb nichts anderes übrig, als mit dem Bus etwa 2 km rückwärts zu fahren – nach dem überstandenen Abenteuer aber ein Klacks für Albert. Beate bot auf den Schreck hin Schnaps aus ihrem Vorrat an, so dass sich die Gemüter wieder beruhigen konnten. Ohne weitere Zwischenfälle ging es zurück nach Assisi. Nach dem Abendessen um 20.15 Uhr hatten an diesem Tag wenige Pilger noch Lust auf weitere Aktionen.

Montag, 8. September 2008      

Nach dem Frühstück wanderten wir um 8.30 Uhr nach Portiunkula, wo innerhalb der großen Basilika das Kirchlein `Santa Maria degli Angeli´ steht, das Franziskus als die „Herzmitte seines Ordens“ bezeichnete.

Wie ein riesiger Schrein wölbt sich die Basilika in Renaissancestil über dieses Kleinod der Gebetsstätte des hl. Franziskus. Die Basilika Santa Maria degli Angeli (Unsere Liebe Frau von den Engeln) gilt als eine der größten Kirchen der Christenheit. In dieser Kirche fand zweimal, 1986 und 2002 das Weltgebetstreffen vieler Führer der großen Religionen statt.

Hier lebte Franziskus mit seinen Brüdern in Reisighütten, die sie rund um die Kapelle `Santa Maria degli Angeli´ errichteten, hier fanden die Jahreskapitel des Franziskanerordens statt – bereits im Jahr 1221 versammelten sich 5000 Brüder – und hier starb Franziskus am Abend des 3. Oktober 1226.

In kühler Morgenluft und mit einem überwältigenden Blick zurück auf die Stadt Assisi, unter dem Monte Subasio gelegen, führte der Weg vorbei an Feldern, Olivenhainen und Gärten mit bellenden Hunden. Nach einer guten Stunde war das Ziel erreicht. Es war höchste Zeit, da um 10.00 Uhr unser Gottesdienst in der Kapelle `Chiara´, gelegen in der Basilika, bestellt war.

Pfarrer Jakob Eder legte den Schwerpunkt des Gottesdienstes in Bezug auf den Portiunkula-Ablaß, auf die Sündenvergebung für alle Menschen:

Der Portiunkula-Ablaß hat im Laufe der Jahrhunderte große Verehrer, aber auch von Anfang an große Gegner gefunden. Die Ursache liegt hauptsächlich in dem wunderbaren Ursprung, der ihm nachgerühmt wird. Petrus Zalfani und Bischof Theobald Offreducci von Assisi, die alle Urkunden zusammenfassten, berichten: Franziskus brachte die ganze Nacht im Gebete zu, als ihm vom Herrn geoffenbart wurde, dass er sich nach Perugia zum Papst begeben solle, um für die von ihm wiederhergestellte Portiunkulakirche einen Ablaß zu erflehen. Begleitet von Bruder Masseo von Marignano begab er sich noch am gleichen Morgen nach Perugia zu Papst Honorius und trug ihm sein Anliegen mit folgenden Worten vor: „Heiliger Vater, vor einiger Zeit habe ich für Euch eine zu Ehren der Jungfrau und Mutter Christi erbaute Kirche wieder hergestellt. Ich bitte nun Eure Heiligkeit, daß Ihr dort einen Ablaß gewähret, ohne Opfergaben.“ „Das kann wohl nicht geschehen“, erwiderte der Papst, „denn wer einen Ablaß verlangt, muß denselben auch durch Wohltun verdienen. Sage aber, wieviel Jahre verlangst du und was für einen Ablaß soll ich dir gewähren?“ Worauf Franziskus: ,,Eure Heiligkeit möge mir nicht Jahre geben, sondern Seelen." „Wie willst du Seelen!“ fragte der Papst. „Heiliger Vater“, war die Antwort, „wenn es Euch gefällt, so will ich, daß alle, die in die Kirche kommen, gebeichtet haben, reumütig sind und wie es sich gebühret, vom Priester absolviert wurden, im Himmel und auf Erden befreit werden von Strafe und Schuld, und zwar vom Augenblick der Taufe an, bis auf den Tag und die Stunde, in welcher sie die Kirche betreten.“ „Das ist viel“, sprach der Papst. „Bruder Franziskus, es ist nicht der Brauch oder Praxis der römischen Kurie, solche Ablässe zu erteilen.“ „Herr“, erwiderte Franziskus, „was ich da erflehe, erflehe ich nicht aus mir selbst, sondern im Namen dessen, der mich gesandt hat, im Namen Jesu Christi.“ „Es gefällt uns so“, sprach nun der Papst, „du sollst es haben.“ Die anwesenden Kardinäle waren mit der Ablaßgewährung nicht einverstanden. Sie machten dem Papst Vorhaltungen, dass er dadurch die dem Heiligen Lande und der Kirche der Apostelfürsten Petrus und Paulus in Rom gewährten Ablässe schädige. Der Papst antwortete: „Wir haben ihn gewährt. Es schickt sich nicht, rückgängig zu machen, was geschehen ist; wir sollen aber den Ablaß beschränken, dass er sich nur auf einen einzigen Tag ausdehne.“ Franziskus neigte also auf die Entscheidung des Papstes hin sein Haupt und entfernte sich. Der Papst rief ihn zurück und sprach zu ihm: „Einfältiger Mensch, wohin willst du gehen? Welche Sicherheit hast du für diesen Ablaß?“ Worauf Franziskus: „Wenn das Werk von Gott ist, wird er sein Werk bekanntmachen. Ich will darum keine Urkunde. Die selige Jungfrau sei das Papier, Christus, der Vater und die Engel seien Zeugen.“ Neu, geradezu revolutionär am Portiunkula-Ablaß war, dass zum ersten Mal in der Geschichte für ein solches geistliches Gut nicht Geld in Form einer Spende gezahlt werden musste.

Wer heute den Portiunkula-Ablaß gewinnen will, muss dieses Kapellchen besuchen, vor oder nach diesem Besuch seine Sünden beichten, die hl. Kommunion empfangen und in den Anliegen des Papstes beten.

 

Beim Rundgang erklärte Ingrid der Gruppe die Sehenswürdigkeiten der riesigen Anlage:

die Todeszelle des Hl. Franziskus: „Lebt wohl, ihr meine Söhne alle. Ich aber eile nun zu Gott, dessen Gnade ich euch alle empfehle.“ Und er segnete in denen, die zugegen waren, auch alle Brüder, die überall in der Welt sich aufhielten, und auch die, welche nach ihnen kommen würden bis zum Ende aller Zeiten.);

den Rosengarten mit Sträuchern ohne Dornen

und die Rosenkapelle. Dieses Heiligtum entstand an dem Ort, an dem Franziskus im Wald bei Portiunkula seine Hütte hatte.

Das wichtigste aber war die kleine Portiunkulakapelle. „Seht zu, meine Söhne, dass ihr diesen Ort niemals verlasst! Wenn ihr auf der einen Seite hinaus getrieben werdet, geht auf der anderen wieder hinein; denn dieser Ort ist wahrhaft heilig und eine Wohnstätte Gottes. Hier hat uns der Allerhöchste vermehrt, als wir noch wenige waren ... Deshalb, meine Söhne, haltet aller Ehre würdig den Ort der Wohnung Gottes und preist hier Gott aus eurem ganzen Herzen mit Jubel und Lobgesang!“ (1Cel 106) 

Beeindruckend auch der feierliche Ein- und Auszug der Malteser in ihren schwarzen Umhängen mit Kreuz, die zum Fest Mariä Geburt ihren Jahresgottesdienst mit dem im Festgewand prunkenden Bischof von Assisi am Hauptaltar der Basilika feierten.

Wir fuhren weiter nach Rivotorto. Hier werden zwei winzige Steinhütten gezeigt, die Franziskus und seinen ersten Brüdern eine Zeitlang im Winter als Unterkunft dienten.

Zurückgekehrt nach Assisi stand nun der Nachmittag zur freien Verfügung. Viele nutzten die Zeit zum Besuch der nahegelegene Basilika San Francesco. Nach dem Bummel durch die Stadt labten sich die Pilger mit einem Cappuccino oder einem kühlen Bier in einem der zahlreichen Straßencafes auf der Piazza del Comune.

Am Abend überraschte uns Beate Wolf mit einem typisch italienischen Essen in einer der Tavernen. Italienische Köstlichkeiten, genossen in einer munteren Atmosphäre bildeten den Abschluss dieses Tages.

Dienstag, 9. September 2008

7.45 Uhr Frühstück, 8.30 Uhr Abfahrt nach Gubbio, wo nach der Legende Franziskus im Jahr 1206 vor den Toren der Stadt einen gefährlichen Wolf gezähmt hat, der für die Bewohner von Gubbio zu einer Gefahr geworden war. Franziskus verhandelte mit dem Wolf, dieser versprach, den Menschen von Gubbio nichts mehr zu tun. Den Einwohnern von Gubbio aber nahm Franziskus das Versprechen ab, den Wolf zeitlebens mit Nahrung zu versorgen. Pfarrer Jakob Eder sah in dieser Legende eine Parallele für die heutige Zeit, wo Menschen sich zusammensetzen sollten, um nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen.

Eigentlich wollten Ingrid und Pfarrer Jakob Eder die Legende vom Wolf spielerisch darstellen. Aber dies scheiterte bereits bei der Rollenbesprechung: die Szene, wo sich der Wolf vor Franziskus hinlegen sollte – Ingrid der Wolf, Pfarrer Eder Franziskus – konnte einerseits wegen der weißen Hosen von Ingrid, andererseits wegen ihrer fehlenden Unterwerfungsbereitschaft nicht nachgestellt werden. Noch mehr Widerstand tauchte auf, als festgestellt wurde, dass der Wolf nach dieser Szene nur noch zwei Jahre zu leben hatte – dies war Ingrid eindeutig zu kurz.

Am Kirchlein `Santa Maria della Vittorina´, das an diese Begegnung erinnert, angekommen, begrüßte uns ein älterer Franziskanerbruder, der über das Kirchlein eine Erklärung in Italienisch abgab. Gut, dass unsere Mitpilgerin Christine Hofmann diese Sprache perfekt versteht und übersetzte, sonst hätten wir den Ausführungen nicht folgen können. 

Reiseleiterin Ingrid und Pfarrer Jakob Eder erzählten uns anschließend die Geschichte der Begegnung von Franziskus mit dem Wolf vor der Stadt Gubbio – ohne spielerische Darstellung. Jeder verfolgte die Geschichte mit Interesse und Wohlgefallen.

Weiter ging es zu unserem zweiten Tagesziel – dem Trasimener See. Nach einer kleinen Mittagspause in der Hafenstadt Passignano am Nordufer des Sees fuhr unser Schiff pünktlich um 14.30 Uhr ab zur `Isola Maggiore´, mitten im Trasimener See gelegen.

Die sechswöchige Fastenzeit im Jahre 1213 verbrachte der hl. Franziskus als Eremit mit nur zwei Broten als Wegzehrung, von denen er nur ein halbes verzehrte, auf dieser Insel. Die Legende erzählt, dass Franziskus bei stürmischer See mit einer brennenden Kerze dem Fischer, der ihn übersetzte, den Weg wies, und der tobende Wind diese nicht ausblies. Die Stelle, wo der Heilige an Land ging, kennzeichnen heute eine Franziskus-Statue und eine Kapelle.

Über Treppen erreichten wir die Kirche `San Michele Arcangelo´ auf der höchsten Stelle der Insel. Von hier hatte man einen wunderschönen Blick über den gesamten See mit seinen Städtchen und Seebuchten. Ein im Sonnenlicht glänzender See bedankte sich für unseren Besuch. Die älteste Kirche der Insel `San Salvatore´ fanden wir versperrt vor. Ein schneller Cappuccino zur Erholung und schon brachte uns das Schiff um 16.30 Uhr wieder zum Festland. Unser Reisebus mit unserem Driver Albert brachte uns zügig durch den Feierabendverkehr von Perugia nach Assisi. Nach dem Abendessen um 20.00 Uhr folgte noch ein kurzer Stadtbummel. Einige Unentwegte machen sich auf zum Konzertbesuch in San Francesco. Ein erfüllter Pilgertag ging zu Ende.

Mittwoch, 10. September 2008

7.15 Uhr Frühstück, 8.00 Uhr Wanderung in die Einsiedelei Carceri.

Die Wanderung begann mit einem angenehmen Gang durch die Stadt. Nach dem Durchschreiten des Stadttores aber ging es 4 km steil aufwärts zur Einsiedelei Carceri im Steineichenwald des Monte Subasio. Nach 1 ½ Stunden hatten wir unser Ziel erreicht. Zwischenzeitlich waren auch die Pilger, die mit Taxis anreisten, an der Pforte angelangt. Schweigend legten wir den Weg zum Heiligtum zurück. Leider konnten wir das Kloster, das klein und verborgen in der Waldeinsamkeit liegt und noch heute den Eindruck des ursprünglichen Lebens der Minderbrüder erweckt, nicht besichtigen, da am gleichen Morgen mit Renovierungsarbeiten begonnen worden war. Ein aufgeschlossener Franziskaner erklärte uns mit angenehmer Stimme die Situation, allerdings in Italienisch, so dass unsere zweite italienisch-kundige – Emma Weiherer – übersetzen durfte.  

Nun wanderten wir halt sofort, ausgerüstet mit einem Korb, der alles Notwendige für den Gottesdienst enthielt, durch den dichten Wald, entlang der Höhlen, in denen die Minderbrüder gewohnt hatten, zu einer winzigen Steinkapelle mitten im Wald. Nachdem der Altar vorbereitet war, stellte Pfarrer Jakob Eder fest, dass uns der freundliche Franziskaner ein italienisches Messbuch mitgegeben hatte. Aber wer Jakob kennt, weiß, dass er mit so einer Situation jederzeit zurecht kommt. Die Worte, die er statt der üblichen Mess-Texte fand, waren für mich, den kleinen Pilger, besser und inniger – vor allem auf Franziskus und uns Pilger bezogen –, als sie im Messbuch gestanden hätten. Man hätte diese Worte aufschreiben sollen! Unvergesslich wird für uns dieser Gottesdienst in den Carceri bleiben!

Um 12.10 Uhr begann die Wandergruppe – immerhin über die Hälfte der Pilger – ihren Weg über den Monte Subasio (24 km in 5 ¼ Std.). Bei 34° im Schatten gingen die Wanderer in Serpentinen die Teerstraße erstmal ca. 1 Stunde lang steil aufwärts. Kurz vor der Baumgrenze wurde dann die Mittagspause eingelegt, wobei sich jeder im Schatten eines Baumes lagerte. Um 13.00 Uhr erreichte die Gruppe die Baumgrenze und musste hinaus in die glühende Sonne. Kein Windhauch rührte sich. Die Aussicht aber war wunderbar. Wie von einem Flugzeug aus konnten man in jede Richtung des Tales blicken: Assisi, Foligno, Spello, Perugia in Griffnähe! Auf der weiteren Strecke ging man auf einer staubigen Sandpiste. Naturschutzgebiet – wo? Lastwagen mit Wasser für die Tiere waren noch das kleinere Übel. Alle 10 Minuten kamen Autos, Motorräder oder zwischendurch auch ein Radfahrer vorbei. Von wegen Idylle! Die Hitze wurde langsam unerträglich, kein Lüftchen wehte zur Abkühlung. Hier wurde die Spreu vom Weizen getrennt. Hier galt Selbsterhaltungstrieb. Gut, dass jeder genügend Wasser dabei hatte. Endlich am Gipfel des Monte Subasio angekommen, fanden wir das Gipfelkreuz nicht mehr. Stattdessen zierten Antennen den Gipfel. Braucht man kein Kreuz mehr? Nun ging es abwärts. Dies war noch anstrengender als der Aufstieg. Serpentine um Serpentine folgte, ohne dass wir einen Blick auf das Ziel erspähen konnten. Ein Wegweiser zeigte: 1 km nach Collepino. Als Wanderer glaubt man zunächst einmal an diese Angaben. Wenn man aber dann nahezu bereits ½ Stunde lang diesen 1 km geht, kommt man zu der Überzeugung, hier kann nur Luftlinie gemessen worden sein. Um 17.30 Uhr endlich erreichten die letzten – darunter auch ich – die Ortschaft Collepino. Gott sei Dank war der Wasser spendende Brunnen noch da. Angela gab mir Wasser, ich war gerettet! Die bestellten Taxis standen bereits zur Rückfahrt bereit. Ab nach Assisi zum Basislager!
Nach einem hervorragenden Abendessen war an diesem Abend Ruhe angesagt.

Donnerstag, 11. September 2008

Abschied von Assisi – Heimfahrt: Frühstück um 6.30 Uhr, Abfahrt um 7.30 Uhr. Der Abschied von Assisi fiel schwer.

Die Familie Wolf wählte wieder die Strecke der Europastraße E 45: Perugia, Citta d´ Castello, Cesena, Bologna. Teilweise war diese Strecke richtig holperig.  Angekommen auf der Strecke Rom – Brenner hinderten uns mehrere Staus am Weiterkommen. Nichts desto trotz erreichten wir um 22.00 Uhr den ersten Haltepunkt `Hotel Europa´ in Weiden, weiter gings nach Parkstein, wo wir Pfarrer Jakob Eder absetzten und in der Schwander Straße nahmen wir gleich von 26 Pilger/innen Abschied. Über die Ortschaft Döltsch erreichten wir Windischeschenbach, wo bis auf zwei Pilger nun alle glücklich zu Hause angekommen waren. Doch o Schreck! Kaum war der Bus weitergefahren, sahen wir einen Koffer mutterseelenallein auf dem Stadtplatz stehen. Es stellte sich heraus, dass er den Böhmischbrucker Pilgern gehörte und versehentlich ausgeladen worden war. Anruf an Familie Wolf, die sich bereits auf dem Weg nach Eslarn befand – der große Bus musste noch mal umdrehen, um den Koffer wieder aufzuladen. Nun waren endlich alle versorgt und gut aufgehoben. Wieder einmal war eine wunderschöne Pilgerreise zu Ende.

Pace e bene

Manfred Riebl