Guthammerles Schlösserer-Kapelle

1872/73

1872/73 erbaute der Bauer Johann Nepomuk Scheidler (Schloßbauer) von Hammerles-Gut auf seinem Grunde eine Kapelle, in der 1874 auch ein Altar aufgestellt wurde. Der Erbauer übernahm auch für die Zukunft die Baulast. Im letztgenannten Jahr weihte der Pfarrer Maurer die Kapelle, die nur der Privatandacht dienen sollte. (45)

Der Neue Tag, Samstag, 25. Oktober 1975:

„... Vom Glockenturm der Privatkapelle von Hammerles-Gut läuteten deren Glocken dreimal täglich das „Gebetläuten“ zur kurzen Besinnung. Wegen Baufälligkeit wurde die Kapelle abgerissen, und die Glocken verschwanden in einem Raum zur Aufbewahrung. Während des Dritten Reichs mußten die Glocken zum Einschmelzen abgegeben werden. Nach dem Krieg ergriff sofort das Dorf Hammerles – die Ortschaft war früher in Dorf Hammerles und Gut Hammerles geteilt und gehörte zur Gemeinde Schwand und Oed – die Initiative und kaufte eine neue Glocke. Ab 1948 hatte die Bevölkerung wieder ihr gewohntes „Gebetläuten“. (43)

Autorin Martina Reiß, geb. Scheidler aus Parkstein:

Die Schlösserer-Kapelle in Guthammerles

Die Ortschaft Hammerles ist eingemeindet in den Markt Parkstein. Sie liegt in einem kleinen Tal, welches die Schweinnaab durchfließt. Der Basaltkegel Parkstein ragt im Osten empor und im Westen grenzt der lang gezogene Eichelberg an.

In Guthammerles, im östlichen Teil, blickt die Familie Scheidler auf eine lange Tradition zurück. Dort ist seit 166 Jahren ein Hof im Besitz der Familie. Ihr Hausname „Schlösserer“ erinnert an das alte Landsassenschloss. Dieses Gebäude war bis 1958 das Wohn- und Geburtshaus der Scheidler. 

 

In dem Schloss erblickte Johann Nepomuk Scheidler am 14. Mai 1853 das Licht der Welt. Sein Vater Georg Johann Scheidler verstarb am 27. Oktober 1872 im Alter von 62 Jahren.  Mit 20 Jahren übernahm Johann Nepomuk den Hof. Als junger Landwirt erbaute er 1872/73 die kleine Kapelle. 1874 wurde ein Altar aufgestellt.

Historisch belegt ist dies durch das folgende Schreiben, welches das Bischöfliche Ordinariat Regensburg im Juni 1874 an das  kath. Pfarramt schickte:
„Da die diesseitigen Aktenverhandlungen über die Erbauung einer Kapelle im Dorf Guthammerles nicht enthalten, so beauftragen wir Herrn Pfarrer Maurer in Parkstein in folge seiner bezüglichen Eingabe vom 16. des Monatsbetreffs zu berichten mit welcher Bewilligung die fragliche Kapelle erbaut worden sey, wer dieselbe erbaut habe und wem deren bauliche Unterhaltung obliege, auch ist nachdrücklich ein Grundplan und Aufriß Eurer bischöfl. Gnaden derselben anhier in Vorlage zu bringen – Kapelle in Guthammerles betr. …“ (Exh. 4260)

Daraufhin antwortete der Parksteiner Pfarrer Alexander Maurer an das Bischöfliche Ordinariat Regensburg:
„Im Sommer des verflossenen Jahres wurde im Dorfe „Guthammerles“ eine Kapelle erbaut die nun benediciert werden soll. Der ehrerbietigst gehorsamst Unterzeichnete stellt deshalb die ehrfurchtsvollste Bitte:
Euer Bischöflichen Gnaden wollen ihn die facultas capellan benedicendi huldvollst erteilen.“ (Exh. 4260)

Danach erreichte folgende Genehmigung zum Benediciren der Hofkapelle das kath. Pfarramt Parkstein:
„Der wiederholten Bitte des Herrn Pfarrers Alexander Maurer in Parkstein wird hiermit die oberhirtliche Bewilligung erteilt, dass die von dem Schloßbauer Joh. Scheidler in Guthammerles erbauten Kapelle, welche lediglich zur Übung der Privatandacht dienen soll, nach Anweisung der kleineren Diozösan-Ritual pag. 326 einfach benedicirt werde. Übrigens hat der Pfarrer dem Erbauer der Kapelle zu veranlassen, dass er die Pflicht der baulichen Unterhaltung derselben alda noch gerechtlich seinem Hofgute versehen lasse.“ (Exh. 4500) 

Pfarrer Alexander Maurer beschrieb die Kapelle dem Bischöflichen Ordinariat folgendermaßen:

  1. Die Kapelle im Dorfe Guthammerles wurde 1872 mit Bewilligung des. Kgl. Bezirksamtes Neustadt/WN p. p. 2. Juli 1872 roh erbaut, 1873 verputzt und 1874 mit Altar und im Inneren verziert.

  2. Sie wurde von Joh. Scheidler (Schloßbauer) in Guthammerles auf dessen Grund gebaut.

  3. Die bauliche Unterhaltung besorgen die Erbauer und dessen Nachkommen.

  4. Liegt ein Grundplan und Aufriß bei, freilich weil ein Maurermeister hier einfach und kunstvoll doch ziemlich genau bearbeitet. Hierbei wagt der ehrerbietigst gehorsamst Unterzeichnete neuerdings die Bitte. Euer Bischöfl. Gnaden wollen ihm die facultas benedicendi huldvollst erteilen.“  (Exh. 4260)   

Diese 1872 durch Johann Nepomuk Scheidler erbaute Kapelle wurde 1873 verputzt und erhielt im Sommer 1874 die Erlaubnis zur Segnung. Der Ortsgeistliche Pfarrer Maurer segnete das Kirchlein. Nun  war sie die Stätte des gemeinsamen Gebetes für die Familie Scheidler.

Die Kapelle ist hufeisenförmig aus Klinkersteinen gemauert, das Satteldach wurde mit Biberschwanzziegeln eingedeckt. Zwei Sprossenfenster sorgen für eine ausreichende Belichtung. Durch eine hölzerne Flügeltüre tritt man ein. Der Plafond (Decke) ist schlicht mit einer Stuckleiste versehen. Im Inneren befindet sich der gemauerte Altar, ein einfaches Kreuz schmückt die Vorderseite.  Über dem Altar hängt das Gnadenbild der Muttergottes von Amberg. An beiden Seiten stehen zwei Heiligenfiguren auf  kleinen Holzpodesten, links die Hl. Theresia und rechts eine Mondsichelmadonna. Ein hölzerner Knieschemel umrandet den Altar. Außerdem wurde das Inventar durch zwei Holzbänke, die längs der Seitenwände stehen, vervollständigt. Insgesamt ist der Innenraum des Kirchleins  ca. 10 m² groß. Darin haben etwa 20 Personen Platz zum Beten.

Eine Nachbildung des Gnadenbildes Mariahilf aus Amberg stiftete Babette Scheidler, geb. Fleischmann im Jahre 1936 der Kapelle. Lucas Cranach der Ältere schuf zwischen 1517 und 1525 das Gnadenbild Mariahilf. Dieses Werk wurde oft kopiert. Auch in der Wallfahrtskirche Maria Hilf in Amberg befindet sich eine Kopie davon. Babette Scheidler war in Hirschau geboren. 1936 heiratete sie Johann Scheidler in Amberg. Da die Amberger Wallfahrtskirche Babette sehr beeindruckte, erwarb sie dort ein Mariahilf Gnadenbild. Damit schmückte die gläubige Frau in ihrem Hochzeitsjahr das kleine Gotteshaus.  

In Dorfhammerles gab es zwar schon eine eigene Kapelle. Diese war aber am Ende des 2. Weltkrieges wahrscheinlich so baufällig geworden, dass sie abgerissen werden musste. Die heutige Bruder-Konrad-Kapelle errichtete man in den Jahren 1974/75 und weihte sie am 26. Oktober 1975 ein.
Drei Jahrzehnte besaß Hammerles keine eigene Kapelle. Während dieser Zeit besuchten die Einheimischen die „Schlösserer Kapelle“. Die Bewohner hielten hier die Maiandachten, die Rosenkränze und Sterberosenkränze ab. Vor das Kirchlein brachte man sogar die verstorbenen Hammerleser zum letzten Gebet und der Aussegnung.
Vor allem im Marienmonat verehrte man die Mutter Gottes dort in besonderer Weise. In dieser Zeit wurde das Gnadenbild mit einer grünen Girlande geschmückt. Die Altardecke, zwei Ständer mit Kerzen, ein Kreuz und frische Blumenstöcke verschönerten zusätzlich den Altar. Auf dem hölzernen Betstuhl knieten zwei junge Mädchen aus dem Ort, die die Maiandacht vorbeteten. In dieser Zeit waren die täglichen Andachten von Jung und Alt gut besucht.  

Seit der Erbauung der Bruder-Konrad-Kirche finden keine Andachten in der Schlösserer-Kapelle mehr statt. Viele Einwohner besuchen heute das Kirchlein noch gerne und verweilen darin zum stillen Gebet. Familieneigene Kinder nutzen das Gotteshaus zur Segnung am Hochzeitstag. Vor- und Nachfahren der Familie Scheidler waren und sind auf ihre kleine Hofkapelle sehr stolz und wissen sich ihrer Tradition verpflichtet. Aus Dankbarkeit stiftete z.B. die älteste Tochter von Josef Scheidler (1927 – 1979) zwei neue Sprossenfenster aus Eiche. Immer wieder restauriert die Familie Scheidler seit ihrer Erbauung dieses Traditionsgut, um es der Nachwelt zu erhalten. Die kleine Hofkapelle soll nämlich  als Kleinod immer an die „gute“ alte Zeit erinnern.